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Die gewonnenen Farben und Eschel werden nun in geheizten Trockensälen oder auch an der Luft in den Trockenhäusern getrocknet, dann gerieben, gesiebt und endlich zum Versenden verpackt.

Alle diese Arbeiten stehen unter Aufsicht der Farbenmeister, welche für das Gelingen derselben verantwortlich sind.

Die Nuancen der Smalte und Eschel sind sehr mannigfach und werden nach normalen Mustern hergestellt. Der Farbenmeister muß die Probe der gewonnenen Farbe an den Communfactor in Schneeberg einsenden, welcher sie approbirt. Ist die Probe nicht mit dem Muster übereinstimmend, so ist der Farbenmeister verpflichtet, die Masse nochmals zu bearbeiten und so herzustellen, bis sie mustermäßig ist, und passiren darf.

Die oberste Behörde der Blaufarbenleute ist das Finanzministerium, sie stehen unter dem Oberbergamt und verkehren mit dem Bergamt.

Die Beschäftigung der Farbenarbeiter ist oft eine anstrengende und wegen der sich entwickelnden giftigen Dämpfe und Gase für die Gesundheit sehr nachtheilig und es hat selten einer auf hohes Alter oder ungestörte Gesundheit zu hoffen; die flüchtigen Theile des Giftes, die der Arbeiter einathmet und denen er nicht ausweichen kann, wirken zwar langsam, aber zerstörend auf den Körper.

Gleich den Bergleuten haben auch die Blaufarbenarbeiter bei Paraden ihre besondere Tracht. Dann tragen sie einen weißen Leinwandbergkittel mit blauem Steh- und Hängekragen und gleichfarbigem Aufschlag, weiße Leinwandhosen, blaue Schürze, schwarzen Schachthut mit der vaterländischen Cocarde. Dieser Hut hält zugleich die weiße Schleppe, mit breiten Barben geziert, fest. Während der Parade tragen die Arbeiter eins ihrer Werkzeuge, z. B. die Calcinirer ihre Krücke, die Schürer den Schöpflöffel u.s.w.; bei Abendparaden ziehen sie mit Fackeln oder Grubenlichtern auf. Die Offizianten tragen die Uniform der Bergoffizianten. Gleich dem Bergmann grüßen auch die Blaufarbenarbeiter mit dem herzlichen „Glück auf.“ Ihre Insignien sind Krücke und Kratze.




Das Privat-Blaufarbenwerk Pfannenstiel.
(Mit Abbildung.)


Zwischen Schneeberg und Schwarzenberg, eine halbe Stunde von dem Städtchen Aue entfernt, in romantischem, vom Schwarzwasser durchströmtem Thal liegt dicht an hohen waldigen Bergen und an dem Ufer des Flusses ein ansehnlicher Complex von Gebäuden, aus deren zahlreichen Essen beständig Dampfwolken emporwirbeln: es ist dieses das Privat-Blaufarbenwerk Pfannenstiel.

Dieses großartige Werk umfaßt

zehn Hauptgebäude und
sechsunddreißig Nebengebäude, mit Pochwerken, Farben-Mühlen, Rost- und Schmelzhütten, Giftfang, Laboratorien, Trockenhäusern u.s.w., sowie die Wohnungen für die Beamten.

Hierzu gehören noch Felder und Waldung.

Das Etablissement beschäftigt sich mit der Verarbeitung von Kobalterzen auf ihre Metalle und erzeugt vornämlich Smalte, Kobaltoxyde, Nickel, Wismuth und Arsenik, welche ihren Absatz nach allen Richtungen finden.


Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/165&oldid=- (Version vom 6.1.2019)