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bei dieser Gelegenheit das dem Andreas Reiner daselbst gehörige Haus ab, wobei es sich ergab, daß dieses Haus auf Kohlen gestanden, denn dieselben entzündeten sich und brannten trotz aller Löschversuche gegen ein Jahr. 1644 entzündeten sich in der nämlichen Gegend die Kohlen wieder und brannten fast acht Wochen, wo sie endlich durch Ueberschüttung mit Erde gelöscht wurden. Dieser Vorfall gerieth bald in Vergessenheit und die in dem Schooß der Erde ruhenden Schätze blieben auch dann noch unbenutzt als ohngefähr 1730 auf dem Kaltenstein bei Olbersdorf Spuren von Braunkohlen gefunden wurden.

Die fortwährend im Steigen begriffenen Holzpreise machten sich mit der Zeit mehr als nur fühlbar und es regte sich jetzt der Wunsch nach Auffindung eines brennbaren Minerals in dieser Gegend. Die allgemeine Aufmerksamkeit wurde wieder auf die Braunkohlen und deren bereits aufgefundene Spuren gelenkt und 1787 bildete sich eine Gesellschaft aus Bürgern Zittaus und aus Landleuten, deren Zweck war, an dem Kummersberge und in Klein-Schönau auf Steinkohlen zu bauen. Steinkohlen fanden sich nicht, gänzlicher Mangel an Sachkenntniß der Unternehmer trat überall hindernd entgegen, die Versuche wurden aufgegeben, die Gesellschaft trennte sich muthlos und Alles blieb liegen.

Blos ein Mann in Zittau interessirte sich noch mit größtem Eifer für den Abbau der Kohlen, der damalige Unterschoßherr, Adv. Johann Karl August Mörbitz, er durchforschte Alles und als im Herbst 1799 der Schichtmeister Mehner aus Freiberg zufällig in Zittau anwesend war, veranlaßte ihn Mörbitz zu bergmännischen Zwecken einige Nachsuchungen in der Gegend anzustellen. Das Resultat war die Hoffnung, auf dem Kummersberge, bei Klein-Schönau und Olbersdorf, wenn auch nicht Steinkohlen, welche man wünschte, so doch Braunkohlen zu finden; dieselben lagen an den erstgenannten zwei Orten zu Tage.

Auf Mörbitz Vermittelung nahm sich jetzt der Stadtrath der Sache an und wendete sich an das Oberbergamt, um die längere Anwesenheit Mehners, sowie um zwei Bergleute aus Steinkohlenwerken bittend, was auch gern gewährt wurde. Im Mai 1800 kamen die Bergleute Weinhold und Borstendorfer an, denen auch bald Mehner folgte und die Oberleitung übernahm. – Die angestellten Untersuchungen in nördlicher und westlicher Richtung, wo man den reichsten Erfolg vermuthete, führten jedoch zu keinem Resultat, erst am 26. Mai fand man bei Türchau an der Neiße ein Braunkohlenflötz, und am 4. Juni auf dem Zeißigschen Bauergut in Nieder-Olbersdorf ein mächtiges Lager von Kohle, wo man sogleich einen Schacht trieb und mit dem zu Tage geförderten Produkt einen Versuch zum Backofenheitzen machte, der vollkommen gelang. Weinhold wurde nun Obersteiger und ein Verein bildete sich, auf dessen Kosten der bergmännische Abbau der Kohlen betrieben wurde.

Von nun an begannen Nachforschungen nach allen Richtungen, und vorzüglich 1810 durch Bergcommissionsrath Kühn, aber erst in späterer Zeit wurden immer mehr Werke in Gang gesetzt, so daß gegenwärtig bei Zittau auf dem kohlenreichen Kummersberge, wo sich auch die Werke der Löbau-Zittauer Eisenbahngesellschaft befinden, und in der Richtung nach Herwigsdorf, bei Eckartsberge, bei Olbersdorf, auf dem Kaltenstein, bei Hartau, Groß- und Klein-Poritsch, Geißmannsdorf, Türchau, Dreusendorf, Reichenau, Oppelsdorf und andern Orten mit gutem Erfolg auf Braunkohlen gebaut wird.

Weniger glücklich waren die Versuche in westlicher Richtung, wo sich zwar an verschiedenen Stellen Kohlen fanden und bei Nieder-Leutersdorf ein Bergwerk auf Braunkohlen mehrere Jahre im Gange war, welches auch ein sehr gutes Produkt lieferte; doch lagen die Kohlen zu tief, wodurch der Abbau zu kostspielig wurde und dieses Werk wieder einging.

Gegenwärtig sind gegen dreißig Kohlenbergwerke in der Gegend von Zittau im Betrieb, von denen mehrere mit Dampfmaschinen versehen sind und im Ganzen, ohne die angestellten Beamten, über tausend Bergleute beschäftigen.

Die geförderten Kohlen sind zum Theil anerkannt die besten Braunkohlen Sachsens, namentlich die von Hartau und Groß- und Klein-Poritsch, andere, welche mehr Schwefelkies und Alaun enthalten, wie die Schwefelkohle bei Oppelsdorf und Reichenau, liefern ein treffliches Düngungsmittel.

Diese jetzt aufgeschlossenen unterirdischen Schätze, deren Reichthum unerschöpflich scheint, sind segensreich

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Diverse: Album der Sächsischen Industrie Band 1. Louis Oeser, Neusalza 1856, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_S%C3%A4chsischen_Industrie_Band_1.pdf/107&oldid=- (Version vom 7.1.2019)