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Ruppersdorf
mit Antheil Oberoderwitz.


Das schöne, grosse Dorf Ruppersdorf liegt in einem Thale zwischen Nieder-Ruppersdorf und Herrnhut, welches von schön bewaldeten und felsigen Bergen gebildet und von einem in meist steinigen Bette rasch dahinfliessenden Bergbache belebt wird, während beide Anhöhen von zahlreichen bequemen Spaziergängen durchzogen und nicht ohne Reiz sind. Der Ort zieht sich in einer Länge von mehr als einer Stunde bis an den Fuss des bekannten 1780 Fuss hohen Kottmarbergs hinauf – dessen unterer Theil bis an die darüber hinführende von Löbau kommende alte Landstrasse grösstentheils noch zu Ruppersdorf gehört – liegt zwei und eine halbe Stunde von Löbau und drei Stunden von Zittau entfernt, nahe bei der Stadt Herrnhut und besteht aus Ober-Ruppersdorf mit Neuober-Ruppersdorf, auch Ninive genannt, und Nieder-Ruppersdorf mit den neuen Häusern und den Schwanenhäusern. Die Einwohnerschaft zählt über zweitausend Köpfe, und wohnt in dreihundert Häusern. In Nieder-Ruppersdorf befindet sich der herrschaftliche sogenannte neue Kretscham und zwei Schenken, zum Mohr und zum Schwane geschildet, eine herrschaftliche und eine Dorfschmiede, drei Wassermühlen und eine Windmühle; die herrschaftliche Bierbrauerei und Brennerei sind eingezogen. Ober-Ruppersdorf hat den Kirchkretscham, eine Schenke „zum Hecht“ die neue Schenke in Ninive, zwei Schmieden und eine herrschaftliche Brauerei. Am Fusse des zu Nieder-Ruppersdorf gehörigen Kottmarantheils liegt das herrschaftliche Gasthaus „zum Stern“.

In Ruppersdorf sind zwei Rittergüter, von denen das Hauptgut, Nieder-Ruppersdorf, noch zwei Vorwerke und seit dem 29. November 1714 einen von dem benachbarten Rittergute Grosshennersdorf erkauften Berg und Steinbruch, insgemein der englische Berg genannt, enthält. Es ist in der Ritterrolle der Oberlausitz unter Nummer 185 eingetragen. Das Rittergut Nieder-Ruppersdorf hatte früher ein altes mit Wall und Graben verwahrtes Schloss, welches im Jahre 1687 abbrannte, wieder hergestellt, 1752 abgebrochen und durch das noch jetzt stehende ersetzt wurde, ein stattliches Gebäude, das entfernt von den Wirthschaftsgebäuden in Mitten alter schöner Bäume, Teiche und trefflicher Park- und Gartenanlagen gelegen ist. Es hat das Collaturrecht über Kirche und Schule zu Ruppersdorf. Das Rittergut Ober-Ruppersdorf ist schon bereits seit 1624 von dem Hauptgute getrennt, und in der Ritterrolle unter Nummer 184 eingetragen, besitzt ein, wahrscheinlich noch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gebautes, massives freistehendes Herrenhaus, das nahe beim Wirthschaftshofe liegt, und ist, wie Nieder-Ruppersdorf, ebenfalls von zahlreichen alten Bäumen, Lindenalleen, Teichen und Gartenanlagen umschlossen. Beide Rittergüter enthalten zusammen 1680 Acker 132 □Ruthen, nämlich Nieder-Ruppersdorf mit dem englischen Berge und dem Kottmarantheile 915 Acker 38 □Ruthen und Ober-Ruppersdorf mit dem Kottmarantheile 764 Acker 94 □Ruthen. Im Jahre 1850 wurden beide Mannlehngüter allodificirt und im Jahre 1853 deren Gerichtsbarkeit an den Staat abgetreten, welche seit Anfang des Jahres 1854 auf das gleichzeitig neuerrichtete königliche Gericht zu Herrnhut übertragen worden ist. Ruppersdorf hatte, wie wir weiter unten darthun werden, die Obergerichtsbarkeit und den Blutbann und zwar schon vor der allgemeinen Obergerichtsconcession Ferdinands I. vom Jahre 1562. Es war von 1653 bis zur Errichtung der Criminalcasse mit dem Antheile von Ober-Oderwitz zur Aufbringung peinlicher Kosten zusammengeschlagen.

Was die Besitzer der Rittergüter zu Ruppertsdorf anbetrifft, so besagt eine vorhandene Nachricht, dass Benedikt von der Eybe zu Ruppersdorf sammt dem Stadtschreiber zu Budissin von den Ständen der Oberlausitz 1424 an die Reichsfürsten nach Mainz geschickt worden sei, um mit ihnen Angelegenheiten hinsichtlich des Hussitenkrieges zu besprechen. Dieser Benedikt von der Eybe war ein Herr von Kyau, der auf dem Schlosse Eybau sass und schon 1395 genannt wird, wie auch noch 1427 seiner Erwähnung geschieht. Christoff von Ruppersdorf besass das Gut 1474, wo nach einem vorhandenen Lehnbriefe König Matthias, als damaliger Landesherr, Hansen und Wilhelmen von Hendersdorf (Hennersdorf) mit Ruppersdorf belieh. Diese veräusserten ihre Güter, Ruppersdorf und Regnerstorff 1491 an Christoff, Caspar und Hansen von Giersdorf (Gersdorf) zu Kemnitz gesessen. Im Jahre 1518 verkaufte „Conratt von Kyau (auch blos Khy geschrieben) zu Regnersdorf den unter königl. Majestät

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/99&oldid=- (Version vom 31.7.2018)