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Die frühesten Besitzer des Rittergutes sind nicht bekannt, erst im funfzehnten Jahrhundert werden als Herren auf Lehndorf die von Metzrad genannt, deren Geschlecht in dieser Gegend überhaupt bedeutende Besitzthümer hatte. Längst schon waren viele Vasallen der Burggrafen von Camenz von diesen unabhängig geworden, denn durch Vermächtnisse, Schenkungen, Verpfändungen und Verkäufe sank deren Macht und Besitz so tief, dass sich die einst so gewaltigen Dynasten schon 1318 entschliessen mussten, alle Ansprüche und Rechte an die Stadt Camenz dem Markgrafen Woldemar von Brandenburg zu verkaufen.

Borso von Camenz veräusserte endlich 1432 nicht nur sein Schloss zu Camenz mit allem Zubehör, sondern auch das in der Stadt ihm zustehende Freihaus, an den Rath zu Camenz und als er, der letzte seines Stammes, 1438 mit Tode abging fielen sämmtliche Lehen der Burggrafschaft dem Könige von Böhmen zu. Um diese Zeit gehörte Lehndorf bereits den Herren von Metzrad. Diese behielten das Gut lange Zeit, bis es im siebzehnten Jahrhundert an die Herren von Gersdorf kam, die es an das Kloster Marienstern veräusserten. Der jetzige Besitzer von Lehndorf ist Herr Richter. Eingepfarrt ist der Ort mit noch zwölf anderen Dörfern nach Uhyst am Taucher. Die meisten dieser Ortschaften, wobei auch Lehndorf, waren früher in die Nikolaikirche zu Bautzen eingekircht, als aber im dreissigjährigen Kriege dieses Gotteshaus zerstört wurde hielten sich die Bewohner der dahin gepfarrten Dörfer zu den ihnen am nächsten gelegenen Kirchen bis darüber eine Ordnung getroffen war.

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Milstrich.

Das Dorf Milstrich liegt am rechten Ufer der schwarzen Elster, zwei Stunden von Camenz und sechs Stunden von Budissin entfernt, an der Strasse welche von erstgenannter Stadt nach Wittichenau führt. Der Ort hat in funfzig Häusern etwa dreihundertfunfzig Einwohner, darunter zehn Bauergutsbesitzer, deren zu Anfange des vorigen Jahrhunderts hier neunzehn vorhanden waren, so wie sich auch unterhalb des Dorfes noch eine zweite Mühle befand. – Das hiesige Rittergut ist eins der bedeutendsten in der Umgegend, denn es enthält über tausend Acker Areal von trefflicher Beschaffenheit, fruchtbare am Ufer der Elster gelegene Wiesen, bedeutende Teichfischerei und wohlbestandene Waldung. An lebendem Inventar werden gehalten zwölf Pferde, funfzig Stück Rindvieh und vierhundert Schafe, auch gehört zum Rittergute eine Ziegelbrennerei und die 1853 abgebrannte Mühle. Eine bedeutende Haide, die Otterschütz genannt, war in früherer[WS 1] Zeit ebenfalls Zubehör des Rittergutes Milstrich, wurde jedoch zu Ende des vorigen Jahrhunderts unter äusserst billigen Bedingungen an das nahe Bernsdorf verkauft und mit dessen Rittergutsgebiete verbunden.

Milstrich, von den Wenden Jitrow (von Jutro der Morgen oder vielleicht auch von Jutry, Ostern) genannt, ist ein uralter Ort und war einst ein wichtiger Grenzpunkt des Milczener Gaues, und Standpunkt eines heidnischen Götzenbildes. Die Milczener hatten Jahrhunderte hindurch ihre Aecker bebaut und die Gegend, welche ihre Väter zur Niederlassung gewählt, liebgewonnen, als die Christen, in einer Hand das Kreuz und in der anderen das Schwert, die Slavischen Gauen heimsuchten und die Lehre des Friedens und der Menschenliebe durch Flammen und Ströme Blutes einzuführen begannen. Im Jahre 805 berührte Karl, Kaiser Karls des Grossen Sohn, auf seinem Zuge gegen die Slavenvölker auch diese Gegend. Das Heer rückte von Königsbrück heran, aber die Slaven gaben das Land, welches ihnen zur Heimath geworden, nicht so leicht auf. Verschanzungen und Gräben hinderten die Feinde am Vordringen wozu der Sumpf Selenz bei Ossling nicht wenig beitrug. Doch nur kurze Zeit vermochten die Slaven den kampfgewöhnten Franken zu widerstehen, sie mussten ihren Nacken unter das Joch beugen und das Götzenbild Jutros, des Morgengottes, bei Milstrich wurde zerstört. Zwar eilte Herzog Czech von Böhmen mit einem Heere zur Hülfe herbei, aber vergeblich, Karl und der Sachsenherzog Wittekind schlugen die Böhmen in einer blutigen Schlacht bei Budissin, und Herzog Czech wurde getödtet. – Nahe bei Milstrich steht an der Landstrasse eine uralte steinerne Säule, mit einem Aufsatze, worin sich zwei vertiefte Felder befinden. Das Volk behauptet die Säule sei zur Erinnerung an das Milczenervolk und seine steinernen Götter aufgerichtet, wer das alte Monument aber näher betrachtet, findet, dass die Bedeutung desselben rein christlicher Art ist, denn auf den Feldern

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: frühererer
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/93&oldid=- (Version vom 31.7.2018)