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sammt einem Theile der Wirthschaftsgebäude niedergebrannt, jedoch bald wieder aufgebaut. Da das neue Haus ein kleines unfreundliches Gebäude war liess es der Geheimerath von Leubnitz im Jahre 1768 abbrechen und das jetzt stehende Wohnhaus aufführen, sowie er auch eine Branntweinbrennerei anlegte und eine Mühle erbaute. Im Jahre 1797 schlug der Blitz in das Herrenhaus und tödtete eine Magd.

Grossschweidnitz ist eingepfarrt in die Hauptkirche zu Löbau. Auf dem Wege dahin befindet sich ein herrlicher Quell, mit welchem eine Sage von der Entstehung Löbaus zusammenhängt. Vor länger als tausend Jahren lebte ein junger Slavenhäuptling, der die Tochter eines anderen reichen Häuptlings hoffnungslos liebte. Mlink, so hiess der Verliebte, verübte Wunder der Tapferkeit, er kämpfte mit den furchtbarsten Bestien der Wälder, bändigte die wildesten Rosse und warf den stärksten Mann zu Boden, aber der Vater seines Liebchens blieb kalt und stolz gegen den Jüngling und duldete kaum, dass er mit der Jungfrau sprach. Da Marja, so hiess dieselbe, nicht zugeben wollte, dass der Geliebte sie entführte, gerieth dieser fast in Verzweiflung und sann unaufhörlich auf Mittel, das Herz des Alten zu erweichen. Als er nun einst in stiller Mitternacht mit Marja am Ufer eines Stromes lustwandelte, erschien den beiden Liebenden plötzlich die Wasserfee Pschipowinza und verkündete Mlink, dass er nur immer gegen Sonnenaufgang ziehen solle, dort würde er nach Mühen und Kämpfen eine That verrichten, durch die er in Marjas Besitz gelangen sollte. Der junge Häuptling schied voll süsser Hoffnung von der Geliebten, bestieg sein bestes Ross und zog den angegebenen Weg durch Wälder und Sümpfe, Einöden und Schluchten, bis er nach vielen Gefahren und Kämpfen in eine Gebirgsgegend gelangte, wo ein herrlicher Bergstrom dahinrauschte. Das Thal war reizend und der Jüngling, entzückt von den Schönheiten der Natur, rief aus: „Jow sso mi lubi, hier gefällt es mir!“ Er beschloss hier eine Hütte zu bauen und eine Ansiedelung zu gründen. Mit Hülfe der ihn beschützenden Fee Pschipowinza kehrte er zur Geliebten zurück und erzählte deren Vater von seinem Zuge und wie er ein neues Paradies entdeckt. Darauf zog der Alte an der Spitze seines Volksstammes nach dem reizenden Lande, lichtete hier die Urwälder und erbaute das Dorf Altlöbau, wo der köstliche Quell entspringt, an dem man die wohlthätige Fee verehrte. Mlink und Marja aber wurden ein glückliches Paar.

Die Hauptkirche zu Löbau wurde bereits im zehnten Jahrhundert gegründet und brannte im Jahre 1378 nieder. Das aus der Asche wiedererstandene Gotteshaus ist seit jener Zeit von allen Unglücksfällen verschont geblieben, hat indessen im Laufe der Zeit vielfache Veränderungen und Erweiterungen erfahren. Leider sind durch den Hussitenkrieg eine grosse Anzahl Urkunden vernichtet worden, welche auf die Geschichte der Kirche Bezug hatten; die Kirchenbücher aber, als eine Hauptquelle für Ortsgeschichte, führte man in früherer Zeit nicht immer zweckgemäss. Als Curiosum theilen wir unsern Lesern verschiedene Todesnachrichten aus dem Löbauer Kirchenbuche mit: „Die Sieberhanne 1619; die Spiegelanne 1619; die alte grosse Beinickel, die alte Spinnerin bei Hans Paul, die alte Fiedelhansin aus der Altenliebe 1620; der dicke Mann von Paulsdorf 1628; ein Mädel aus der Else, ein Knabe des dicken Mannes am Görlitzer Thore 1636; das Bettelmensch aus Cottmarsdorf, die Schindermayin 1642; die schöne Hanne, der lahme Christel 1651; die tobe Magd aus der grossen Schweidnitz 1670; Hans Liehmann, der sich zu Tode gesoffen hat, die alte lange Lene, die kleine Frau 1714; ein altes Mensch, die Lattichsuse.“ Unter den Gebornen befinden sich ebenfalls eigenthümliche Angaben, z. B.: „1714 den 20. Februar wurde ein uneheliger Sohn geboren als Hans Christoph, die Mutter Rosine Horn, den Vater kann man eigentlich nicht nennen, weil sie auf etliche bekennet; sie wirds am besten wissen!“ – 1793 gibt ein Mädchen als den Vater ihres Kindes einen unbekannten Menschen an, mit einem Rohr in der Hand, der sie im Herrnhuter Busche überfallen. – In zwei unterirdischen Gewölben verwahrt die Kirche einige uralte Schränke, ein Paar Mönchssandalen, mehrere Ritterschwerter, alte hölzerne Bildschnitzereien und Messgewänder. In den Jahren 1732 und 1770 brachen Diebe in die Kirche ein und stahlen die silbernen Vasa sacra und andere werthvolle Gegenstände, welcher Verlust mehr als vierhundert Thaler betrug. Ein Kirchendiebstahl in der Nacht des 27. Juni 1838 brachte dem Diebe blos den Klingelbeutelertrag von zehn Thalern ein.

B.