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Landhaus zu Budissin.


An den lieblichen Ufern der Spree, hocherhaben auf zum Theil steil abfallenden Felsen, liegt die jetzige Vier- und Kreisstadt Budissin, von den Wenden gemeinhin Mjesto (d. i. Stadt) genannt, mit dem alten Schlosse Ortenburg. Schon unter Kaiser Carl dem Grossen soll an derselben Stelle ein befestigtes Lager errichtet worden und daraus dann später Burg und Stadt entstanden sein. Im 10. Jahrhundert wird Budissin zuerst als Hauptstadt der Oberlausitz genannt und hat stets den Sitz der Regierung und der Stände gebildet. Feuer und Schwerdt haben diese Stadt zwar sehr oft heimgesucht, aber welche Drangsale sie auch auszuhalten hatte, stets erholte sie sich schnell wieder von ihren Niederlagen, ja sie ging meist kräftiger und schöner aus ihnen hervor.

Nahe dem Schlosse Ortenburg, auf der Schlossgasse, liegt das Landhaus, der Schauplatz und Mittelpunkt der gemeinsamen Thätigkeit der Oberlausitzer Ritterschaft, und wir glauben die oberlausitzer Serie unseres Werkes nicht würdiger beginnen zu können, als mit Darstellung desselben.

Ohne in architectonischer Hinsicht besonders hervorzutreten, ist dieses Gebäude in allen seinen Theilen ausserordentlich stark und massiv erbaut, und bildet so einen würdigen Vereinigungspunkt für eine Corporation, die mit Klugheit, aber auch mit Kraft und Ausdauer, ihre Rechte und ihre Verfassung zu schützen und in so vielen Stürmen aufrecht zu erhalten wusste, ohne jedoch dabei den Anforderungen der vorschreitenden Zeit das Ohr zu verschliessen. Auf der Stelle, wo dies Landhaus steht, wurde schon 1659 ein solches erbaut, allein dasselbe wurde 1664, kurz nach seiner Vollendung, durch einen Brand, der durch Verwahrlosung entstanden sein soll, wieder zerstört, so dass das gegenwärtige Gebäude erst nach diesem Jahre erbaut worden ist.

Im Erdgeschoss des Landhauses befindet sich die, 1844 gestiftete, oberlausitzer Hypothekenbank, im ersten Stock aber der Ständesaal, in welchem die gewöhnlichen Provinziallandtage abgehalten werden. Eine besondere Zierde desselben bilden die Rüstungen, in welchen in früheren Zeiten der Vorritt erfolgt ist, und die nach altem Herkommen nach beendigter Feierlichkeit der Landschaft geschenkt und im Ständesaale aufgehängt werden mussten.