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Kottmarsdorf


führt seinen Namen von dem 1/2 Stunde gegen Süden gelegenen 1400 Fuss hohen Berge Kottmar; dessen Benennung man aus der wendischen Sprache herleitet, in welcher Kohd einen Gang bedeutet, und Mara soll eine Göttin der alten Slaven gewesen, auf diesem Berge verehrt und deshalb oft Wallfahrten dahin angestellt worden sein. Auch soll sich auf der Rathsbibliothek zu Görlitz ein gegossenes Bild, von der Länge und Dicke eines Fingers und nur mit einem kurzen Schurz bekleidet, befinden, von welchem man sagt, dass es auf dem Kottmar gefunden worden sei und jene Göttin vorstelle.

Vor dem Fusse des Kottmar zieht sich nach Westen hin ein mässiger Bergrücken über welchen Kottmarsdorf von Norden nach Süden längs der, von Löbau nach Rumburg führenden und seit 1828 erbauten Chausee hinläuft. Es liegt 11/2 Stunde südlich von Löbau, 2 Stunden westlich von Herrenhut, 21/2 nördlich von Rumburg und 11/2 Stunde östlich von Neusalza und grenzt mit seinen Fluren an die von Ebersbach, Ober-Friedersdorf, Dornhennersdorf, Gross-Schweidnitz, Nieder- und Ober-Cunnersdorf und an den, der Stadt Löbau gehörenden Kottmarswald.

In der Mitte des Dorfes erhebt sich auf jeder Seite und ganz in der Nähe desselben eine Anhöhe, deren jede mit einer Windmühle besetzt ist, und von denen man ein sehr weites und herrliches Panorama überblicken und mit bewaffneten Auge gegen 40 Kirchen überzählen kann.

Kottmarsdorf theilen Manche in Ober- und Unter-Kottmarsdorf: allein mit Unrecht; denn wenn man nach den früheren Besitzern urtheilen will, welche Theile von Kottmarsdorf besassen, so müsste man noch mehre Kottmarsdorfe unterscheiden: Die Eintheilung von Ober- und Unter-Kottmarsdorf hat wohl seinen Ursprung in den sogenannten Geist’schen Lehngut, welches ein besonderes von dem hiesigen Rittergute getrenntes Besitzthum bildete: allein dieses Gut wurde im Jahre 1692 von Hans Wenzel von Gersdorf für 3200 Thlr. gekauft und mit dem Rittergut combinirt, wohl aber bei späteren Besitzveränderung unter dem Namen des Geistischen Lehnguts besonders in Lehn genommen.

Ausserdem hatte der Pastor Primarius zu Löbau über 3 Bauern des Orts und über 17 Häusler die Gerichtsbarkeit, welche 1839 an das Königl. Justizamt Löbau abgetreten wurde.

18 Bauergüter, 19 Gärtner und 92 Häuslerwohnungen standen bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation unter der Patrimonial-Gerichtsbarkeit des Rittergutsbesitzers.

Das Rittergut selbst mit 4 eingezogenen Bauergütern ist mit 6200 Steuereinheiten belegt und ist also schon ein grosses Gut zu nennen.

Es besitzt ein schönes Areal an Feldern, Wiesen und Holzungen und die Flur gehört zu den mässig fruchtbaren.

Die Herrschaftliche Wohnung besteht aus einem 2 Etagen hohen Gebäude von 12 Fenstern Fronte, die Wirthschaftsräume sind vortrefflich und bequem eingerichtet.

Die Gründung des Orts gehört zu einen der ältesten in dieser Gegend und eine Burg, von deren Ueberresten nichts mehr zu sehen ist, war schon im 11. Jahrhundert vorhanden.

Die spätern Nachrichten über die Schicksale dieser Burg sind nicht

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/348&oldid=- (Version vom 9.10.2016)