Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/319

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wurde 96 Jahre alt und starb am 16. Juni 1107. Die Mutter von Bischof Benno soll eine Burg oder ein Schloss zu Gödau gehabt haben, wo sie gräflich eingerichtet war.

Die Kirche zu Göda oder Gödau ist dem heiligen Peter und Paul geweiht.

Zu erwähnen ist hier zugleich noch der Gödauer Rundwall, 2 Stunden westlich von Bautzen, 5 Minuten südlich von Gödau, über dem Gödauer Bach.

Der Aufwurf ist von Südost bis Nordwest gegen 250 Schritte im Umfang. Im Kessel zeigt sich ein auf ein früheres Gebäude deutender Platz, 26 Schritte lang, 14 Schritte breit mit Schuttaufwurf.

Bei Nachgrabungen hat man Mauersteine mit Kalkputz, Nägel, hartgebrannten Gefässscherben, von einer früheren Kapelle wohl herrührend, gefunden. Dann 2 bis 3 Ellen tiefer, Kohlen von hartem Holze und Asche und darunter menschliche Gerippe auf einem Winkel liegend, zusammengedrängt und in einer auf einen gewaltsamen Tod deutenden Lage, wohl durch das einstürzende Gebäude verursacht, worinnen sich vielleicht ein tapferer Ritter mit den Seinigen bis zum letzten Augenblicke vertheidigt hatte.

Auch fand man ein zusammengesetztes Gerippe von 78–80 Zoll, von 60 bis 70 Jahren, mit einem Schädel von kleiner Stirn, stark gekrümmten Kiefern bei weit hervorragenden Jochtbeinen und stark entwickeltem Gebisse, mit sehr abgekauten Zahnkronen, nach eines Anatomen Auskunft auf mongolische Bildung deutend (also Hunnen, Avaren).

Auch auf Gebeine von Kindern und Zugthieren stiess man, und nebenbei fand man angeschmolzene Lanzenspitzen und andere Eisenfragmente. Ganz unten im Boden war festgeschlagener Lehm.

Ein sehr ernstes Gefühl bemächtigt sich wohl jedes Besuchers solcher Zeichen der Vorzeit und wer sie auch nur aus treuer Abbildung und Beschreibung kennen lernt, wird sie wie jene, ihrer uns völlig fernstehenden Eigenthümlichkeit wegen, ohne Weiteres in das Heidenthum und bei einer regen Einbildungskraft sich selbst in jene Zeiten versetzen, in welchen oft mit geringen Mitteln so Grosses unternommen und geschaffen wurde und so mancher Gefahr vorgebeugt werden musste, wie es die Jetzzeit nicht kennt.

Klein-Förstchen war sonst mit 19½ Rauchen belegt. Die Rauchsteuer betrug 113/2 Gr. Eine Art von Zuschlag zur Rauchsteuer war die sogenannte extraordinaire Anlage, welche im 17ten Jahrhundert von den Ständen zur Deckung der Landesschulden ausgeschrieben wurde.

Die früher existirende Mundgutsteuer betrug die Hälfte von einer Rauchsteuer.

Jetzt hat Klein-Förstchen mit Presko und Siebiz 53 Häuser mit 286 Einwohnern, die dem Gerichtsamte Bautzen einverleibt und auch den übrigen höheren Behörden von Budissin natürlich zugewiesen sind.

(M. G.)     
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/319&oldid=- (Version vom 31.7.2016)