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Ober-Cunewalde,


eigentlich früher kurzweg Cunewalde genannt. Denn die Eintheilung in Ober-, Mittel- und Nieder-Cunewalde stammt aus späterer Zeit.

Der Ort zieht sich in einer Ausdehnung von fast 2 Stunden durch ein von zwei Bergketten umgebenes, von einem oft bedeutend anschwellenden Bach durchflossenes fruchtbares Thal, von Morgen nach Abend, eine starke Meile südlich von Bautzen und 1 Meile westlich von Löbau.

Seinen Namen hat Cunewalde von der Wiegengöttin Cuno oder Cunina empfangen, welcher die alten Heyden auf den an der Südseite gelegenen Waldbergen, namentlich, wie es scheint, auf dem mittelsten derselben, dem in diesem Album oft erwähnten Frageberg ihre Milchopfer gebracht haben.

Eben um dieses Götzendienstes willen mag eine grosse Zahl von Häusern dieses Dorfes schon längst vor der auch in der Lausitz geschehenen Heidenbekehrung angelegt worden sein.

Die Zeit, in welcher an die Stelle des heidnischen Aberglaubens die christliche Anbetung Gottes getreten ist, kann nicht genau angegeben werden. So viel ist gewiss, dass nach der erfolgten Gründung des Bisthums Meissen (965) von Otto dem Grossen das Volk der Lausitz dem Bischof zu Meissen nicht nur zur Seelensorge anvertraut war, sondern auch demselben manche Lehngüter zum Eigenthume übergeben worden sind. So auch Cunewalde, welches zu dem Kirchsprengel des vom Bischof von Meissen, Bruno II., im Jahre 1267 fundirten Capitels oder Decanats St. Petri in Budissin geschlagen wurde.

Das Domcapitel erlangte auch frühzeitig die Mitherrschaft und hat bis heutigen Tages die alleinige Verwaltung des Kirchen- und Kirchen-Schul-Lehns behalten.

Noch ungetheilt, den domstiftlichen Antheil abgerechnet, haben Cunewalde besessen Friedrich von Bolbriz im 15ten Jahrhundert, welchem Bischof Johannes VI. einen Lehnbrief über acht Dörfer gegeben; dann Heinrich Schrey; nach ihm Christoph von Gablenz, welchem Peter von Haugwitz folgte. Letzterer hatte mit seinem Bruder auf Rodewiz und mit Georg von Kopperiz auf Weigsdorf dem Könige von Böhmen ein Ritterpferd bewilligt. Dann war es in den Händen des Hans von Nosswiz (auch Nostiz geschrieben), welcher 1552 mit Tode abging und ganz Cunewalde kam an Donat von Metzrad, worauf es wieder ein Nostiz und zwar Hans von Nostiz auf Voigsdorf erlangte. Nach seinem Tode theilten sich seine Söhne in Ober- und Nieder-Cunewalde.

Hans Nicolaus von Nostiz war Kaiserlicher Appellationsrath und Landesältester des Bautzner Kreises. Nach seiner Umsiedelung nach Böhmen kam das Gut an das von Ziegler’sche Geschlecht, welches nach dem Tode des Besitzers von Nieder-Cunewalde im Jahre 1632 auch letzteres erwarb.

Joachim von Ziegler kaufte Ober-Cunewalde um 1623. Nach seinem Tode (1631) erhielt sein Sohn Wolf Rudolph von Ziegler Ober-, Mittel- und Nieder-Cunewalde, daneben auch Wehrsdorf. Nun folgte sein Sohn Carl Gottlob, Commandant der Festung Königstein, welcher am 14. Juli 1715 zu Bautzen starb. Der jüngste Sohn des Carl

Lausitzer Kreis 27. Heft, oder 136. der ganzen Folge.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/312&oldid=- (Version vom 26.9.2016)