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sich herum kreiset, und 250 Quadrat-Meilen in sich enthält, deren verschiedene Flächen und Berghöhen das Auge von hier aus erreichen kann.

Dies ist aber nicht die einzige schöne Aussicht, es giebt deren noch andere.

Wenn man hinter den Grenzzeichen hin und linker Hand den Fusssteig durch das Holz gegen Abend immer gerade fortgehet bis dahin, wo ein Baum in dem grossen Haufen von Granittrümmern steht und einige Bänke und ein Granittisch angebracht sind, so hat man eine eben so herrliche Aussicht vor sich.

Von den böhmischen Gebirgen, neben der sächsischen Schweiz an bis über das sächsische Gebirge über Dresden hinab, wo Altenberg und Frauenstein am Horizonte sich deutlich darstellen, von da bis in die Meissner Anhöhen, hinter welchen sich, neben Stolpen hin der Colmberg bei Oschatz an heiteren Tagen sehen lässt.

Wieder über das mit seinem grossen Teiche und seinen Giebeln sichtbare Moritzburg und Radeberg hin, die Lausitzer- und die Königsbrücker Gebirge mit dem runden Eierberge: näher her über das nahe Bischoffswerda wieder über die Burkauer und Pulsnizer Gebirge gerade in Nord in die Hoyerswerdaer, Ruhlandes und Kamenzer Gegend. Fast der ganze Meissnische Kreis und ein grosser Theil des Erzgebirgischen und der Oberlausitz liegen hier also im Gesichtskreise.

Gehet man wieder zurück, von der oberen Spitze, an den Grenzzeichen vorbei auf die nördliche Seite, so breitet durch eine grosse Oeffnung des Waldes wieder eine reizende ebene Fläche der Hälfte der Oberlausitz von Camenz über Bautzen herauf und fast bis zur schlesischen Grenze hinauf sich aus.

Bautzen, das man hier ganz übersehen und in dessen Strassen und Fenster man blicken kann, ist mit unzähligen Dörfern, schönen Schlössern und Vorwerken überall umgeben.

Das ganz am Fusse des Falkenberges liegende, fast eine Meile lange, volkreiche Dorf Neukirch mit seinen lieblichen Umgebungen, giebt dieser Aussicht einen schönen, gleichsam lebendigen Vordergrund. Die Tradition erzählt von der Geschichte dieses Berges, dass zwei Brüder, Valentin und Rupprecht, 2 Ritter, sich in alten Zeiten in den Besitz des Ritterguts Neukirch so getheilt hätten, dass Valentin die südliche, Rupprecht aber die nördliche Seite erhalten, jener auf diesem Berge sich eine Burg erbauet und sie die Valentinsburg genannt habe, woraus Valkeburg und endlich Falkenberg entstanden sei; dieser aber auf dem entgegengesetzten Berge eine Burg erbaut, und sie die Ruprechtsburg genannt, welcher Berg auch immer noch der Rupprechtsberg genannt wird und auch noch einige Ruinen aufzuweisen hat.

Ihre Nachfolger sollen in Unfrieden gerathen und in der darüber entstandenen Fehde die Zerstörung der Valkenburg herbei geführt worden sein.

Auf der nördlichen Seite dieses Bergs findet man noch Spuren alten Gemäuers und alter Keller.

Das Hauptgestein des Gebirges ist Granit, doch enthält der Berg auch mehrere Basaltarten.

Am nördlichen Fusse wird dieser Berg an dem in die Wesenitz am obern Ende des Dorfs Putzkau fliessende grössern Rothflösschen, berührt das in der Grenzurkunde von 1313 selbst nebst Putzkau vorkommt.

Das Rittergut besitzt auch 1 Hufe von der Bischoffswerdaer Wüstung, Hungerau als Ersatz für die Bennoteichstätte und ausserdem ungemein grosse Waldungen, auch Zinsen hatte es von den eingegangenen Dörfern Auerwiz und Wheriz bei Putzkau.

Ober-Putzkau war im 15. Jahrhundert ein Mal getheilt, so dass 4 Bauern, 3 Mühlen u. s. w. zu einem besonderen mit Wilthau combinirten Gute gehörten.

Das Forsthaus steht südlich vom Dorfe im Klinkerthale, am Putzkauer Walde.

Die Hübelschenke ist südlich von Oberdorf, am Neukirch-Neustädter Wege. Die Kirche ist mehrmals in neueren Zeiten reparirt, den Kirchthurm baute man im Jahre 1710.

Pfarr - und Schulwohnung ist ebenfalls bequem und wohnlich eingerichtet.

Mit Einschluss dieser Gebäude zählt man hier 350 Wohnungen, in welchen über 1300 Seelen leben, die dem Gerichtsamte Bischofswerda zugewiesen sind.

M. G.


Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/301&oldid=- (Version vom 2.10.2016)