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eines Propstes betraut zu sein, weil er, wie alle Domherren zu Meissen, Protestant ist.

Der Decan zu Budissin wird, seit er die Administration bischöflicher Befugnisse hat, in der Regel vom Papste zum Bischof in partibus infidelium ernannt, nimmt an den Landtagen der Provinzialstände als eines ihrer vornehmsten Glieder Theil und sitzt seit Einführung der Constitution im Königreiche Sachsen in der ersten Kammer der Ständeversammlung zwischen dem Oberhofprediger und dem Superintendenten zu Leipzig.

Ausser dem Dome zu St. Petri sind hiernach 6 Kirchen: Die Kirche zu Unserer lieben Frauen, die Kirche zu St. Maria und Martha, die Kirche zu St. Michaelis, die Dreifaltigkeitskirche und die Begräbnisskirche zum heil. Geist, welche neben der Spreebrücke an der Landstrasse nach Dresden zu liegt, wie wir oben schon erwähnt haben.

Das Collaturrecht über die katholischen Kirchen in Budissin steht dem domstiftlichen Consistorio zu, doch wählt der Decan das ganze Collegium Canonicorum, der Scholasticus den Decan, welcher auch die Stellen der Capellane bei den katholischen Pfarreien in der Überlausitz besetzt. Senior und Cantor gelangen zu ihren Stellen durch Aufrücken.

Das Collaturrecht über die evangelischen Kirchen in Budissin, über die an denselben bestehenden geistlichen Aemter, übt der Stadtrath von Budissin.

Ausserdem hat Bautzen ein schönes Gymnasium, eine Bürgerschule, eine Armenschule im Waisenhause; die Prenzel’sche Stiftsschule, über welche ebenfalls vom Stadtrathe das Collaturrecht geübt wird, über das ausserdem hier noch eingerichtete Landschullehrer-Seminar haben die Landstände der Oberlausitz das Besetzungsrecht der einzelnen Stellen.

Das Schullehrer-Seminar ist seit 1817[WS 1], das Waisenhaus schon im Jahre 1699 gestiftet. Letzteres ist mit dem Armenhause vereinigt.

An andern Gebäuden zeichnen sich aus die beiden Landhäuser, welche abgesondert früher dem Budissiner und Görlitzer Kreise gehörten.

In dem ersteren befinden sich die Landsteuer-Expedionen, das Archiv der Gerichtsbehörden und die Rüstungen derjenigen, die den Vorritt gethan haben.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so hat Budissin viel Ungemach von jeher erlitten. Schon im Jahre 1400 überfiel Hans von Kottewitz das städtische Gebiet, verheerte 22 Dörfer und nahm die Leinwand von der Bleiche mit fort.

Im Jahre 1405 bis 1408 rebellirten die Bürger gegen den Rath, bis König Wenzel selbst hieher kam, auf dem Rathhause Gericht hielt, 14 Rebellen köpfen liess, 86 des Landes verwies und der Bürgerschaft ihre Privilegien, sowie dem Rathe die freie Kühr wieder nahm.

Von den Hussiten wurde die Stadt und das Schloss 1431 hart bedrängt und 9 Stunden lang, wiewohl vergebens, bestürmt.

Der grösste Schaden wurde der Stadt und dem Schlosse durch die Belagerung Wallensteins zugefügt, indem auf Befehl des letztern erst die Vorstädte und dann auch die Stadt angezündet wurden. Kaum war dieses Unglück im Jahre 1634 über die unglückliche Stadt gekommen, so folgte schon 1639 ein neues, indem in diesem Jahre Torstensohn die Stadt eroberte und verwüstete.

Weniger litt die Stadt 1813. Zwar wurde durch die Beschiessung der Stadt vom französischen General Compans am 20. Mai 1813 den Einwohnern Angst und Schrecken eingejagt; allein bald darauf erschien Napoleon, zog in die Stadt ein und befestigte solche.

Hierauf folgte die 2tägige Hauptschlacht vom 20. und 21. Mai, welche jedoch den Einwohnern von Budissin wenig Schaden verursachte. Fürst Wittgenstein nämlich, der die bei Lützen geschlagene russische und preussische Armee bis hieher zurückgeführt hatte, bezog hier am 14. an dem rechten Spreeufer eine durch Natur und Kunst feste Stellung. Frische preussische Truppen unter Kleist und russische unter Barclay de Tolly verstärkten das Heer bis auf 96000 Mann.

Napoleon konnte unter solchen Umständen nur durch Uebermacht den Sieg erringen, weshalb er die schon gegen Berlin gesendeten Corps unter Ney, Lauriston und Reynier wieder an sich zog und den Verbündeten eine Armee von 148,000 Mann Franzosen, Sachsen, Würtemberger und Baiern entgegen führte. Das Hauptquartier der Verbündeten war Wurschen, nach welchem Orte auch die Schlacht benannt wird. Hier waren Alexander, Friedrich Wilhelm und die englischen, österreichischen und schwedischen Gesandten beisammen. Eine meilenlange, doppelte Reihe von Verschanzungen, davon jetzt noch Ueberbleibsel zu entdecken sind, bildete den Schutz des Heeres, welches sich links, unweit Hochkirch, an die bis zur Grenze fortsetzenden Waldberge lehnte, während der rechte Flügel sich an befestigte Hügel stützte, welche die Spree dominiren, und das Centrum durch Budissin selbst, durch Sümpfe, die Anhöhen bei Burg und verschanzte Dörfer gedeckt war; indessen erschwerten viele Teiche die Verbindung des rechten Flügels mit dem Reste des Heeres.

Die Vereinigung Neys und Lauristons gelang aber, wogegen Reynier erst später in die Nähe des Schlachtfeldes rückte.

Am 20. Mai passirte das französische Hauptheer die Spree auf mehreren Punkten. Oudinot rückte gegen den linken Flügel vor, Ney mit Lunriston aber bis gegen Klix. Das Centrum, von Soult commandirt, griff unter Macdonald und Marmout die Avantgarde in und um Budissin unter Wittgenstein und Kleist hart an. Doch konnte erst um 6 Uhr Abends Marmont Budissin und noch später die niederkainischen Anhöhen occupiren.

Am 21. griff man zunächst den linken Flügel unter Miloradowitzsch an, während Ney auf der andern Seite die Baruther Höhen und Portitz nahm, und hierdurch Barcley vom Centrum unter Blücher abschnitt.

Zwar nahm Blücher Preititz wieder, verlor es aber fast zugleich mit dem Schlüssel seiner Stellung, den Krekwitzer Anhöhen. Unterdessen war auch Reynier bei Gleina, also im Rücken der Verbündeten, angekommen, und Blücher musste die Durchbrechung des Centrums fürchten, wenn er mehr Truppen an den rechten Flügel abgeben wollte. Deshalb wurde der Rückzug angeordnet. Gross war die Tapferkeit der Franzosen, aber auch gross die der Verbündeten.

Die Besiegten zogen unverfolgt vom Schlachtfelde mit Hinterlassung von 12,000 Todten, Verwundeten und Gefangenen.

Viele Dörfer der Umgegend lagen damals in Asche, und mancher Bewohner derselben hatte seine ganze Habe verloren; allein Fleiss und Betriebsamkeit hat diese tiefgeschlagenen Wunden wieder heilen helfen.

Die Bierbrauereien, die Fabriken und Manufacturen in Tuch, Strümpfen, Barchent, Leder, Kattun, Papier, Pulver, Tabak u. s. w. sind hier nicht ohne Bedeutung und bringen den Einwohnern von Budissin und den Bewohnern der Umgegend Nahrung und Wohlstand.

Die zwei Bautzner Wochenmärkte sind aber berühmt hinsichtlich des Getreide- und Fischhandels, wegen des vielen Federviehs, besonders der Gänse und ihrer Federn, wegen des Flachs- und Garnhandels, indem die umliegenden Fabrikdörfer hier ihren ganzen Bedarf einkaufen.

Ausserdem werden vier Jahrmärkte und zwei Wollmärkte in Budissin abgehalten, die Käufer und Verkäufer aus der Nähe und Ferne in grosser, reicher Zahl heranziehen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. die 8 ist handschriftlich eingetragen
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/290&oldid=- (Version vom 2.10.2016)