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vertheilt, 1 Thlr. 12 Ngr. bekommt der Pastor für seine Mühewaltung dabei und 15 Ngr. bekommt der Schullehrer bei dieser Vertheilung.

Ganz nahe an der Kirche südöstlich steht die Pfarre, und südlich von der Kirche liegt die Schule, in welcher in 3 Classen 170 Kinder unterrichtet werden.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so litt derselbe im letzten französischen Kriege durch bedeutende Durchmärsche und Einquartirungen, blieb aber fast seit undenklichen Zeiten von Feuersbrünsten verschont bis auf 2 nicht zu bedeutende im Anfange des jetzigen Jahrhunderts.

Die Bewohner des Ortes beschäftigen sich meistens mit Feldbau, und sind fleissig und arbeitsam. Auch Professionisten, wie Leinweber, Maurer, Zimmerleute namentlich, finden hier ihre Nahrung und Beschäftigung.

Vor der neuen Gerichtsorganisation gehörte der Oberlausitzer Antheil des Ortes unter den Kreis-Directions-Bezirk Budissin, der Meissner aber unter das Amt Hain.

Jetzt ist Reichenbach, Oberlausitzer und Meissner Antheils mit 91 Gebäuden und 536 Einwohnern dem Gerichtsamte Königsbrück zugetheilt, und steht also ganz unter dem Regierungsbezirk Bautzen.

M. G.     




Biehla


auch Bila genannt, 1 Stunde nördlich von der Stadt Camenz, zwischen den Dörfern Molstrich, Weissig, Hausdorf, Cunnersdorf und Tschornau, in fruchtbarer Flur gelegen.

Dieses sehr alte Dorf mit seinem Rittersitze war ursprünglich eine Besitzung der Herren von Camenz, denen die hiesige Umgegend viel zu verdanken hat und zwar durch Bauten und Stiftungen, die heute noch ihre segensreichen Früchte tragen. Diese Herren von Camenz verkauften 1419 den Wald dabei, das Gehege genannt, nebst Wiesen an die Stadt Camenz. Als Vasallen dieser Herren und Besitzer erschienen hierauf im Jahre 1438 die von Bleschdorf, denen Sitz und Dorf, die Bele, noch 1476 gehörte. Dann kam es an die Herren von Grünrod. Hans von Grünrod verkaufte das Gut 1524 an den Stadtrath zu Camenz. Im Jahre 1547 ging dieses Gut durch den sogenannten Pönfall für die Stadt verloren.

Camenz und die übrigen Sechs-Städte hatten nämlich 1547 ein Kriegs-Contingent auf 2 Monate bewilligt, welches im April der Königl. böhmischen Ausrüstung angeschlossen, bei Schilda stand, und nach Verlauf der zwei monatlichen Frist zum längeren Beharren nicht beordert, in die Heimath kehrte, wie ein dergleichen Zurückkehren, unter solchen Umständen früher mehrmals stattgefunden hatte.

Einige Tage später am 25. April erfolgte die Schlacht bei Mühlberg, in welcher bekanntlich Kurfürst Friedrich gefangen wurde, und der König von Böhmen, Ferdinand, als damaliger Landsherr der Lausitz, nahm das geschehene Zurückziehen des Contingents sehr übel auf.

Bald sehen sich die sämmtlichen Sechs-Städte befehligt, zum 1. September bei Verlust ihrer Privilegien, vor Ferdinand’s Thron Deputirte nach Prag zu stellen, um darüber, dass sie gegen den Kurfürsten Friedrich so wenig Feindseligkeit an den Tag gelegt hätten, Rede zu stehen.

In Folge solchen Befehls präsentirte die Stadt Camenz das gesammte Rathspersonal und 10 Bürger, die, zufällig um Gnade bittend,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/267&oldid=- (Version vom 2.10.2016)