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aber von einem Hauptmann von Heldreich im Jahre 1744 im Duelle erstochen.

Anna Sabina und Sophia Amalia starben ebenfalls jung.

Hans Ernst von Knoch der Nachfolger Ernst Ferdinand’s von Knochs hielt sich oft in Elstra auf, aber eben so häufig in Reichenbach und war von seinen Unterthanen sehr geliebt. Derselbe starb 1769 zu Dresden ohne Descendenz, weshalb die Majoratsgüter und somit auch Reichenbach an seinen Bruder Otto Ernst von Knoch, nachherigen Landes-Syndicus der Nieder-Lausitz übergingen, dem später sein Stiefbruder Gottlob Ernst Ferdinand von Knoch folgte, welcher mit Friederika Dorothea Wihelmine von Globig aus Grauwinkel verheirathet war.

Aus dieser Ehe entspross ein einziges Kind, Caroline Ernestine Friederike, vermählt mit Heinrich Ludwig, Grafen zu Lynar auf Ogrose. Letztere nahm nach ihres Vaters Tode von den Majoratsgütern und Pertinenzien Besitz, und wurde eine Zeitlang im Besitze geschützt, konnte, sich aber in dem entstandenen Majorats-Successions-Processe nicht behaupten. Da im Testamente des Majoratsstifters die weiblichen Verwandten von der Succession ausgeschlossen waren, so sollte nach dem Tode des Gottlieb Ernst Ferdinand von Knoch, Christian Friedrich von Rex succediren. Dieser war geboren zu Uckro und durch seine Mutter, Eva Sophia, eine Enkelin des Christian Heinrich von Knoch und eine Tochter des Christian Ernst von Knoch, mit dem Majoratsstifter verwandt. Sein Vater war Sigismund Siegfried von Rex auf Uckro, Pasarie, Pickel und Pitzschen. Der Sohn vermählte sich mit Johanna Elisabeth, der jüngsten Tochter des Hans Christoph von Waltersdorf auf Muckro und der Charlotte Caroline Tugendreich von Kablenberg zu Kückebusch. Seine Ehe blieb kinderlos und da er nach Beendigung des Successions-Processes im Jahre 1802 starb, so succedirte der ältere Sohn seiner Schwester, Johann Heinrich Wilhelm Gustav von Hartmann, genannt Knoch. Derselbe ist am 4. März 1791 zu Berlin geboren.

Die Majorats-Succession wurde ihm von Rechtswegen im Jahre 1814 zugesprochen und der Fundation gemäss der Knoch’sche Name und das Knoch’sche Wappen mit dem seinigen vereinigt.

Er vermählte sich im Jahre 1818 mit Rosalie Henriette Catharina, Edle von der Planitz, des Major von Planitz auf Neidschütz und Coblas bei Naumburg und der Frau Wilhelmine, geb. Freiin von Kaufberg liebe Tochter, welche ihrem Herrn Gemahl zwei Kinder geboren hat, Mathilde Henriette Wilhelmine und Adolph Carl Wilhelm, die beide wieder verstorben sind.

Möge der Himmel diese Gerichtherrschaft noch lange beschützen und erhalten, damit dieselbe hier schon den Lohn ihrer hochherzigen Thaten und Handlungen erndten möge.

Die Mit- und Nachwelt wird aber die vielen Wohlthaten, welche von ihr den Unterthanen Kirchen und Schulen erwiesen worden sind, gewiss nie vergessen.

Das Rittergut Reichenbach liegt eigentlich auf dem Meissner Antheile des Orts. Die Wohn- und Wirthschaftsgebäude sind jetzt in vortrefflichen Zustand. Seit dem 30jährigen Kriege ist das Gut selbst durch wüste liegen gebliebene Bauergüter bedeutend vergrössert. Der hiesige Boden gehört nicht zu den besten: denn unzählige Riesensteine sind gleichsam über die Fluren gesäet. Doch ist durch Fleiss und Thätigkeit in der neueren Zeit viel gethan worden: denn hundert von Steinen wurden jährlich gesprengt und so die Felder immer mehr von ihnen gereinigt.

Westlich vom Dorfe erhebt sich der Keulenberg oder der im 107. Hefte dieses Albums beschriebene Augustusberg.

Im Jahre 1836 legten die Brüder Hillemann, Tuchfabrikanten aus Camenz, am untern Ende des Dorfes eine 3 Stock hohe Wollspinnerei-Fabrik und Tuchwolle an, in welcher viele Kinder und Erwachsene des Ortes Beschäftigung finden.

Unter den Gebäuden des Ortes zeichnet sich sehr vorteilhaft die in der Mitte desselben, auf einer Anhöhe Oberlausitzer Antheils gelegene, freundliche Kirche aus.

Sie ist die dritte. Die verlegte Kirche wurde im Jahre 1606 und die jetzige in den Jahren 1748 und 1749 erbaut. Eingepfarrt in diese Kirche sind Reichenau, das 10 Minuten von Reichenbach entfernte Nieder-Lichtenau und 13 Besitzungen von Ober-Lichtenau.

Die Kirche besitzt ein Vermögen von 4000 Thlrn. und ein Legat von 200 Thlrn., welches auf hiesigem Rittergute steht und mit 6 pro Cent verzinst wird.

Von diesen Zinsen bekommt der Schullehrer jährlich 6 Thlr. für das Orgelspielen, 4 Thlr. werden durch den Pastor unter die Hausarmen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/265&oldid=- (Version vom 2.10.2016)