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Einigkeit, zuletzt noch Landeshauptmann der Oberlausitz. Seine Gemahlin war Ursula von Carlowitz. Seine Tochter war vermählt mit Heinrich Abr. von Einsiedel auf Venusberg. Von seinen drei Söhnen, Wolf Georg, Hans Wolf und Caspar, welcher kurfürstlich sächsischer Minister wurde, erhielt der erstere Pulsnitz, nebst 12 Dörfern. Wolf Georg von Schönbergs Gemahlin war Margaretha von Dieskau.

Im Jahre 1612 überliess deren Gatte die Herrschaft Pulsnitz seinem Bruder Hans Wolf; er selbst behielt blos Brauna, Häselich und Rohrbach.

Bei seinem im Jahre 1619 erfolgten Tode hinterliess er zwei Söhne, Christian und Johann Hans Wolf von Schönberg, welcher mit Ursula von Stammer verheirathet war, besass Pulsnitz von 1612 bis 1630.

Er hinterliess 6 unmündige Söhne und eine Tochter und die Herrschaft befand sich bis 1640 unter mütterlicher Vormundschaft. Nach erlangter Majorennität erhielt der älteste Sohn Wolf von Schönberg Pulsnitz, welches von Letzterem im Jahre 1642[WS 1] an seinen Schwager Wolf von Werthern verkauft wurde.

Wolf von Werthern war mit Sophie von Nostiz vermählt, welche bei ihrem ersten Erscheinen an der kurfürstlichen Tafel veranlasst wurde, das Vater Unser in wendischer Sprache herzusagen. Bei dieser Gelegenheit soll der Kurfürst geäussert haben: „Das ist ja eine recht fürstliche Sprache.“

Dieser Wolf von Werthern starb im Jahre 1666 zu Weissenfels und liegt in Pulsnitz begraben. Sein Sohn, Gottlob von Werthern, kurfürstlich sächsischer Appellationsrath, der auch Beichlingen, Frohndorf, Wiche, Brücken, Ohorn, Neuheiligen, Hettewitz und Thalwitz besass und Stiftshauptmann zu Quedlinburg 1681 wurde und mit Sabina Elisabeth von Maxen vermählt war, besass Pulsnitz nicht lange, indem derselbe 1682 schon mit Tode abging. Seine Wittwe heirathete anderweit den Landeshauptmann der Oberlausitz, Vitzthum von Eckstädt. Die Schwester des Gottlob von Werthern Justine Eleonore von Werthern vermählte sich mit Nicolaus von Maxen, welcher von 1682–1712 die Herrschaft Pulsnitz besessen hat. Die Kinder aus dieser Ehe waren Johann Georg, Wolf Heinrich, Friedrich Gottlob auf Bischheim, Carl Maximilian, Amtshauptmann und Herr von Ohorn und Jehsen, Johanne Eleonore, vermählt an Benno Siegmund von Gersdorf auf Bernsdorf, und Erdmuthe Elisabeth, vermählt an Adolph Gottlob von Pentzig.

Johann Georg von Maxen, des Nicolaus von Maxen ältester Sohn, besass Pulsnitz von 1712–1745; ihm gehörte ausserdem Hennersdorf und Gelenau. Seine Kinder von drei Gemahlinnen waren: Johann Friedrich, Johann Georg, Justine Elisabeth, vermählt an Karl Adolph von Carlowitz auf Röhrsdorf, und Johanne Sophia, vermählt an den Nicolaus von Gersdorf auf Bernsdorf.

In dem Besitze von Pulsnitz war von 1745–1749 Johann Friedrich von Maxen. Dieser starb unverehelicht und hinterliess die Herrschaft Pulsnitz durch Testament seiner jüngeren Schwester Johanne Sophie von Maxen und deren Gemahl, Johann Nicol von Gersdorf, Herr auf Herwigsdorf, Bernsdorf, Hennersdorf und Gelenau. Beide starben in wenig Jahren auf einander. Letzterer 1771 und Erstere einige Jahre vorher, 1765.

Sie hinterliessen drei Kinder, Heinrich August, Fried. Sophie Henriette Eleonore, geb. 1753, vermählt an Herrn Georg Adolph von Hartitzsch auf Staucke, und Fried. Erdmuthe Christine, geb. 1757, vermählt mit Herrn Hans Dietrich Alexander von Hartitzsch auf Chemnitz und Röhrsdorf.

Von 1771–1788 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Pulsnitz Heinrich August von Gersdorf. Die Herrschaft fiel ihm noch während seiner Unmündigkeit zu, weshalb ihm Johann Erdmann von Gersdorf auf Wurschen und Herr Rudolph Siegmund von Carlowitz auf Kleinbautzen zum Vormund gesetzt wurden.

Im Jahre 1779 vermählte sich Heinrich August von Gersdorf mit Joh. Fried. Sophie Eleonore von Nostitz aus dem Hause Rothnausslitz. Er hinterliess bei seinem im Jahre 1788 erfolgten Ableben eine einzige Tochter Friederike Johanne Henriette Eleonore. Während ihrer Minderjährigkeit führte Herr Kammerherr von Nostitz auf Wiesa und ihre Frau Mutter die Vormundschaft, und zwar Letztere mit ihrem Curator, dem Herrn Hauptmann von Criegern auf Thumitz, dann aber mit ihrem zweiten Gemahl, Herrn Ferdinand August von Uechtritz aus dem Hause Hartha, mit welchem sie vom 13. August 1790 bis zum 1. April 1797 vermählt war.

Nach dessen Tode verheirathete sich ihre Fräulein Tochter mit Herrn Ernst Wilhelm von Posern, kurfürstlich sächsischen Rittmeister bei der Garde du Corps. Sie starb den 20. Juni 1829, 47 Jahre alt; ihr Gemahl starb Weihnachten 1836, 73 Jahre alt. Eine Reihe von Jahren war er Klostervoigt des Klosters St. Marienstern und kurz vor seinem Tode wurde er Domherr des Domstifts Merseburg. Sie hinterliessen zwei Kinder, Frau Albertine, verehelichte Hauptmann von Wiedebach. Diese erhielt nach dem Tode ihres Herrn Vaters das Rittergut Wohla, nebst Zubehör; die Herrschaft Pulsnitz und das Rittergut Waltersdorf erhielt Herr Ernst Curt von Posern, welchen auch das Kloster St. Marienstern zum Klostervoigt erwählte.

Zu dem Schlosse, welches wir in der Abbildung finden, gehören noch 11 herrschaftliche Gebäude, die der Burglehn genannt werden. Daraus ergiebt sich der Umfang und die Grösse dieses Gutes. Ausserdem gehörten zur Herrschaft das Dorf Pulsnitz, Meissner Seite, die böhmische Vollung, Friedersdorf, Thiemendorf, Niedersteina und Weissbach. Das Rittergut hatte die Ober- und Niedergerichte, früher auch die geistliche Gerichtsbarkeit in erster Instanz, z. B. Ehescheidungen, jedoch nur, wenn es Personen aus der Stadt oder aus den zur Herrschaft gehörigen Dörfern betraf.

Pulsnitz als Rittergut ist ein Erbgut, und als schriftsässiges Gut hatte es früher das Vorrecht, dass die Ausfertigungen landesherrlicher Befehle und Anordnungen demselben nicht mittelst offenen Patents, sondern in einzelnen, an sie gerichteten verschlossenen Verordnungen zukamen.

Von 1622 an ist Rittergut und Stadt an die Krone Sachsens gekommen und Johann Georg II. bestätigte alle Stadtprivilegien im Jahre 1669, welche solche schon von Kaiser Carl IV. erhalten hatte. Namentlich hat jeder Bürger die Freiheit zu handeln, womit er will; der beträchtlichste Handel besteht in Leinwand und Band, theils im Orte, theils in den nahen Dörfern fabricirt; einige grosse Färbereien liefern alle Gattungen bunter Leinwand, welche auf Messen und Jahrmärkten so häufig gefunden wird.

Berühmt sind aber vorzüglich die Pulsnitzer Pfefferkuchen, welche vorzüglich auf der Leipziger Messe vom schönen Geschlechte stark gesucht sind. Sie heissen eigentlich die Thorener Pfefferkuchen. Der sonst zu Thoren arbeitende Bäcker Thomas hat sie zuerst gebacken.

Auch das hiesige Töpfergeschirr wird, weil es bleifreie Glasur hat, durch böhmische Fuhrleute nicht nur nach Böhmen, sondern bis Wien, Triest und selbst nach Ungarn gebracht. In jeder Woche erblickt man die böhmischen Fuhrleute, welche mit Töpferwaaren ihre grossen Frachtwagen belasten.

Ausserdem sind zünftige Handwerker für die Bäcker, Böttcher, Leinweber, Fleischhauer, Schuhmacher, Schneider, Schmiede, Schlosser, Wagner, Strumpfwirker, Kürschner, Tischler, Töpfer, Posamentirer, Sattler, Klempner, Gürtler und Horndrechsler. Die Sattler, Wagner und Schmiede bauen alle Arten von Wagen und stets ist grosse Auswahl auf dem Lager zu finden.

Durch das Pulsnitzer Stadtgebiet fliessen ausser der Pulsnitz auch noch die Nonne, der Siegbach und der Hartbach oder Hahnenfluss, die sämmtlich in die Pulsnitz fallen. Das Klima ist der nahen Berge wegen ziemlich rauh; denn nördlich erhebt sich der Keulenberg, südlich der

Anmerkungen (Wikisource)

  1. handschriftliche Änderung: 1652
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/256&oldid=- (Version vom 31.7.2018)