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Das Heer verliess das durch 30 brennende Dörfer erleuchtete Schlachtfeld und der Sieg war allein hier der Tapferkeit der Franzosen zuzuschreiben.

Brane, von dem wendischen Worte Bron, die Waffe, liegt nur ¼ Stunde von Ratibor und ist wie Merka und Luttowitz dahin eingepfarrt, wogegen Malsitz, der Ort durch freiwilligen Anschluss, mit Ausschluss der Katholiken, zur St. Michaeliskirche in Bautzen sich hält.

Die Rittergutsherrschaft von Malsitz wird jedoch unter die Parochianen der Petrikirche zu Bautzen gerechnet.

Die 1838 errichtete Schule in Burk, unter der Collatur des Stadtraths von Bautzen, wird von den Kindern der Dörfer Burk, Niederkaina, Oehna, Königsmühle, Basankwitz, Nimschütz und Malsitz mit Neumalsitz besucht und besteht deren Zahl dermalen in 100 Seelen.

Malsitz soll in den frühesten Zeiten den Sitz eines Vehmgerichts gehabt haben. Denn Recht und öffentliche Sicherheit wurden im Mittelalter auch in der Oberlausitz durch Vehmgerichte gehandhabt, wovon die bis auf unsere Zeiten gekommenen üblichen Rügegerichte nur schwache Ueberreste waren. Jenes obbesagte Vehmgericht soll vom König Wenzel gestiftet gewesen und angewiesen worden sein, auf eben so schnelle als strenge Justiz zu sehen.

Vor der Vehme gab es in der Lausitz gewisse Befehlshaber, die im Lande an verschiedenen Punkten ihre Rolande gehabt haben.

An die Stelle der Vehmgerichte traten dann später die böhmischen Hofrichter, welche bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts Landrichter hiessen. Die späteren Einrichtungen der Oberlausitz durch Einführung der Amts- und Gerichtsordnung vom König Matthias II. im Jahre 1611 sind als bekannt genug vorauszusetzen, als dass wir es für nöthig finden, uns weiter darüber zu verbreiten.

Die Bewohner von Malsitz beschäftigen sich sämmtlich mit der Viehzucht und dem Ackerbau, und der Boden belohnt ihren Fleiss reichlich, besonders in nicht zu nassen Jahren. Ihre Landgüter sind zwar nur klein und die Wohnungen mit wenigen Ausnahmen, nicht reich aussehend, beherbergen meist zufriedene Inwohner.

Specielle Nachrichten über die frühesten Schicksale der hiesigen Gegend und ihrer Bewohner finden sich nicht mehr auf. Man kann annehmen, dass, wenn auch in den Archiven der Rittersitze früher Etwas der Art vorhanden gewesen, dieses doch durch die alles zerstörenden Hussitten 1429–1431 mit untergegangen. Denn in dieser Schreckenszeit hat Malsitz von den kriegerischen durchziehenden rohen Horden viel gelitten, da in der Nähe von Malsitz mehrmals Lager aufgeschlagen waren und von da, alles verwüstend, gegen Bautzen zogen. Nicht weit von Malsitz nach Nieder-Gurig zu, liegt auf einem bedeutenden Hügel eine Schanze, welche heute noch die Hussittenschanze genannt wird.

Malsitz mit Neumalsitz, so wie Brehna, Merka, Nimschütz, Teschütz und Luttowitz gehören jetzt zum Gerichtsamte Bautzen und zu den übrigen Oberbehörden von dieser Stadt.

Malsitz ist ein kleiner Ort und besteht aus 21 bewohnten Gebäuden mit 122 Einwohnern.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/250&oldid=- (Version vom 2.10.2016)