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erhalten freie Wohnung und Kost; zwei und zwei wohnen gewöhnlich zusammen und haben gemeinschaftlich eine Kammerjungfer. Die Stiftshofmeisterin, sowie die Stiftsmeisterin (oder Fräuleins) tragen auch ein in den Statuten höchsten Orts genehmigtes Stiftszeichen an einem rothen Bande mit weissen Streifen.

Der Stiftshofmeisterin und den Stiftsdamen steht es frei, das Stift nach Belieben zu verlassen oder aus demselben sich zu verheirathen.

Wenn Stiftsdamen verreisen wollen, so müssen sie sich bei dem Stiftsverweser und bei der Stiftshofmeisterin besondere Erlaubniss ausbitten.

Der erwähnte Stiftsverweser führt auch die Direction über das Oeconomiewesen des Stiftes und sorgt für Beobachtung der Statuten. Der Stiftsverweser muss ein im Görlitzer Kreise angesehener, landtagsfähiger Edelmann sein.

Die Stiftsverwesung hat auch in Maltiz noch andere grosse Bauten und Veränderungen eintreten lassen. Im Jahre 1840 wurde an die Stelle, wo sonst alte Fischhälter und eine alte Sägemühle stand, ein Fabrikgebäude von 128 Ellen Länge und 27 Ellen Tiefe mit Doruscher Bedachung erbaut. In diesem werden durch ein, nach neuester Construction angebrachtes Wasserrad mehrere ökonomische Maschinen in Bewegung gesetzt und zwar:

1. Eine Dreschmaschine, welche stündlich 4 Schock Getreide rein ausdrischt;
2. eine Wurfmaschine, welche das ausgedroschene Getreide zu gleicher Zeit reinigt.
3. eine Walzschrotmaschine, welche stündlich 4 Scheffel Getreide und 6 Scheffel Malz schrotet;
4. eine Heckselmaschine, welche stündlich 1 Schock Schüttenstroh zu feinem Hecksel schneidet und den Hecksel zu gleicher Zeit siebt, und
5. eine amerikanische Bürstmaschine, welche alles Getreide von Staub und Unkraut reinigt, Malz ganz besonders abkeimt und das Aushülsen des Kleesamens ganz vorzüglich bewirkt. Dasselbe Wasserrad treibt noch eine Wassermühle mit einem Gries- und einem Graupengange. Pertinenzort von Maltiz ist Kleinkretzscham an der vormaligen Bautzen-Görlitzer Landstrasse.

Maltitz ist mit Klein-Tetta nach Weissenberg eingepfarrt, eingeschult war es früher nach Krischa, wogegen es von da ausgeschult und seit dem Jahre 1834 nach Weissenberg eingeschult worden ist. Die Kirche zu Weissenberg enthält nichts Merkwürdiges und ist ein einfaches Gebäude, dagegen ist hier altklassischer Boden. Der in der Nähe von Weissenberg gelegene Stromberg ist bekannt und berühmt. Die nördliche Seite ist Weissenberger, die östliche Maltitzer, das Uebrige Särker Antheil. Man findet auf diesem Berge fast zu Tage liegende eichne und andere Kohlen, ganze Lager von Erzschlacken, eine kraterähnliche Vertiefung, umgeben von einem niedrigen Walle. Manche halten den Stromberg für einen ausgebrannten Vulkan, Andere für die Brandstätte einer ehemaligen Ritterburg. Nach einer dritten Ansicht ist es in frühester Zeit ein Opferheerd gewesen, was so Viele „mit den sogenannten Schanzen“ bezeichnen. In der späteren Zeit wurden auch hier Volksversammlungen gehalten.

Romantisch zu nennen ist endlich noch das Löbauthal hier und um Weissenberg. Oberhalb Weissenberg heist dieses Thal die Bernau, unterhalb nach Görlitz zu die Weichner Scale, die Scawa, der Felsen, wo im Sommer Arbeiter- und Schulfeste abgehalten werden. In dieser Scale gibt es einen Punkt auf dem Vorsprunge eines Felsens, der etwas Aehnliches mit der Bastei in der sächsischen Schweiz hat, freilich nur im Kleinen.

In Maltitz selbst finden sich 5 Ganzbauern, 1 Halbbauer, 13 Gärtner, 1 Mühle und 24 Häusler und gehört mit Wasserkretzscham und Klein-Tetta mit seinen 342 Bewohnern zum Gerichtsamt Weissenberg, zum Bezirksgericht Löbau, zur Amtshauptmannschaft Löbau, zum Regierungsbezirk Bautzen.

M. G.     
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/220&oldid=- (Version vom 2.10.2016)