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Niedergurig,


sonst Niedergurke genannt, wend. Delna Hocka (ein niedriger Hügel) an der Spree, welche sich hier in 2 Arme theilt, 11/2 Stunde nördlich von Bautzen an der Strasse nach Muskau gelegen. Der Name scheint anzudeuten, dass es in einer weniger bergigen Gegend liegt als jene südlich von Bautzen ist. Die Fruchtbarkeit der hiesigen Felder und die Güte und Menge der Wiesen geben dem Orte die erste Stelle unter denen der Parochie Malschwitz. Niedergurig gehört ebenfalls zu den Orten, welche in der goldenen Aue liegen, wo die Viehzucht eine vortreffliche ist.

Das herrschaftliche Schloss hat, wie dies die Abbildung besagt, eine angenehme Lage, schöne Umgebungen und einen Lustgarten mit eigenen Gebäuden. Die Gebäude, welche die herrschaftliche Hofröthe bilden, sind ansehnlich.

Zum Gute gehören noch zwei Branntweinbrennereien und eine berühmte Bierbrauerei.

Lubas und Breising gehörten zur Gerichtsbarkeit von Niedergurig.

Die früheren Besitzer von Niedergurig waren die Grafen von Lützelburg, Reder und Lüttichau, von welchen letzteren es an die Gräfin von Schönburg-Forderglauchau überging.

Der jetzige Besitzer ist Graf zur Lippe-Biesterfeld-Weissenfeld, Herr auf Teichniz u. s. w. (vermählt mit einer Gräfin Hohenthal erster Linie,) dessen wir schon bei Teichnitz rühmlich gedacht haben.

Niedergurig liegt im Bereiche der Schlacht von Bautzen und hat deshalb im Jahre 1813 viel Ungemach erlitten.

Durch den Ausgang der Schlacht von Lützen am 2. Mai 1813 sah die verbündete russisch-preussische Armee sich genöthigt, über die Elbe zurückzugehen und ihre Feldherren wählten die durch den Unfall Friedrichs des Grossen berühmte Stellung von Bautzen und Hochkirch, um dort dem Heere Napoleons eine zweite Schlacht zu schlagen.

Die durch die Natur schon feste Position wurde von ihnen durch Verschanzungen und Redouten (200 an Zahl) fast unangreifbar gemacht. Am 20. schon griff Napoleon die Verschanzungen bei Wurschen an, weshalb auch die Franzosen die Ereignisse dieses Tages „das Vorspiel des Kampfes von Wurschen“ nannten. Der Kampf begann am 21. Mai mit Sonnenaufgang: Der Widerstand der Verbündeten war furchtbar: Der Fürst von der Moskwa (Ney) wurde mehre Male zurückgeworfen; auch der Herzog von Dalmatien kam in Verlegenheit. Durch seine Manöver zwang Napoleon den Feind, eine rückgängige Stellung anzunehmen. Der Russen

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/213&oldid=- (Version vom 26.9.2016)