Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/211

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Spitzsäule mit dem Anfangsbuchstaben seines Namens B. und der Jahreszahl 1725 bezeichnet setzen. Man hat es auch in früheren Zeiten nicht an Versuchen fehlen lassen, die in dem überaus tiefen Flussbette der Spree ruhenden Ueberreste des Götzenbildes, das über der Sage aus Gold geformt gewesen, zu Tage zu fördern.

Die durchaus massiv und seit dem im Jahre 1817 stattgefundenen Brande wieder neu hergestellten und später durch hinzugetretene Neubauten beträchtlich erweiterten Rittergutgebäude von Oehna entsprechen den Anforderungen der Neuzeit und machen auf das Auge durch die gewählten Verhältnisse einen wohlthuenden Eindruck.

Als der erste bekannte Besitzer dieses frühern Mannlehnguts Oehna erscheint Hans Hennig von Blankenfeld auf Weissensee, später Hofrichter zu Budissin, welcher das Gut 1650 erwarb. Es gelangte hierauf im Jahre 1698 an Franz Adolph von Nostiz, unterlag aber von da an öfters sich rasch wiederholenden Besitzveränderungen. Im Jahre 1741 wurde es in Erbe verwandelt und befindet sich gegenwärtig in den Händen des Herrn Theodors von Hennig, eines vortrefflichen, menschenfreundlichen Herrn gegen seine Untergebenen.

Die Kriegsereignisse des Jahres 1813 führten schwere Bedrängnisse für Oehna herbei.

Am verhängnissvollen 10. Mai, wo der Kaiser Napoleon bei der Schlacht von Bautzen auf einem hohen, von Linden (die noch jetzt den Namen der „Napoleonslinden“ führen) beschatteten Punkte des Spreeufers den Uebergang zweier Artillerieparks über die Spree beobachtete, auch kurz darauf das Dorf Oehna berührte, wobei er einige freundliche und trostbringende Worte an die geängstigten Dorfbewohner richtete, wurde der Rittergutshof nebst einem beträchtlichen Theil des Dorfes ein Raub der Flammen, ein Brandunglück das einen grossen Theil der Rittergutsgebäude am 25. März 1817 wiederholt traf.

Die Lage von Oehna, dessen südliche Grenze durch die in einem überaus pittoresken Thale (als „Oehnaer Thal“ weithin bekannt) dahin fliessende Spree gebildet wird, gehört zu den reizendsten der Lausitz.

Die Gegend ist, wenn auch hügelig, dennoch fruchtbar. Der Boden, die besseren Bodenklassen aufweisend, ist von lehmiger, milder Beschaffenheit.

Die an der Spree sich hinziehenden Wiesen gewähren reichen Ertrag, wie die besonders schönen trockenen Huthungsflächen dem Schaafzüchter leichterkennbare Vortheile bieten.

Die Nähe der Stadt fordert zu einem schwungvollen Betriebe der Viehwirthschaft auf, wie sie im Allgemeinen den Absatz aller Producte ungemein erleichtert.

Die Einwohner von Oehna, welche die wendische Nationalität treu bewahrt haben, besuchen die Michaeliskirche zu Bautzen.

Oehna hat ausser einer Mahlmühle, welche vermöge der ihr zu Gebote stehenden Wasserkraft besonders beachtungswerth ist, 14 Gartenwohnungen und 2 Häusler. Der Häusercomplex besteht aus 16 bewohnten Gebäuden mit 119 Einwohnern.

Einer Sage zu Folge, hatten in Oehna die Priester der Götzen an der Spree unterirdische Höhlen, wovon man noch in unsrer Zeit Ueberbleibsel bemerkt haben will.

. . . . .     
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/211&oldid=- (Version vom 2.10.2016)