Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/196

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Im Orte befinden sich 8 Halbgärtner, 15 Häusler und 1 Schenke, wovon die ersteren mit der Oeconomie sich beschäftigen, die letzteren im Rittergute stets hinreichende Beschäftigung zu ihrem Lebensunterhalt finden können.

Medewitz ist nach Gaussig eingepfarrt. Diese Kirche würde für die Hineingepfarrten nicht geräumig genug sein, wenn letztere nicht aus Wenden und Deutschen beständen, und demnach bei jedem Gottesdienste, der an jedem Sonn- und Festtage in wendischer und deutscher Sprache gehalten wird, getheilt wären.

In der Kirche befindet sich ein schönes Denkmal des Generallieutenant Rudolph von Neitschütz, bestehend in einer herrlich gearbeiteten Kriegsarmatur; ausserdem noch 3 unbedeutende, als: des Herrn Caspar von Haugwitz, des Herr Gottfried von Gersdorf und des Herrn Hans Heinrich von Kiesewetter. Auch hängt an einer Mauer daselbs eine ritterliche Ehrentafel des weil. Herrn Christoph von Salisch und Grossgraben auf Gersdorf und Schlunkwitz. Diese Tafel enthält den Sahlischen adlichen Stamm von des Vaters Linie und den Sahlischen adlichen Stamm von der mütterlichen Seite.

Im Jahre 1825 schenkte die Frau Gräfin Henriette von Schall-Riaucour der hiesigen Kirche ein gesticktes blaues Altar- und Kanzeltuch mit gelbseidenen Borden und dergleichen Franzen und im Jahre 1836 der jetzige Herr Collator Herr Carl von Schall-Riaucour ein mit gutem Golde staffirtes Crucifix und[WS 1] drei dergleichen Altarleuchtern.

Die Pfarrwohnung ist im Jahre 1751 neu gebaut. Sie ist massiv und mit Ziegeln gedeckt.

Vor der Reformation hatte der Pfarrer in Göda das hiesige Postorat zu vergeben. Als aber der letzte katholische Pfarrer in Göda, Johann Temmler im Jahre 1557 heimlich davon ging und ein evangelischer Pfarrer daselbst eingesetzt wurde, so sagte der Decan, Johann Leisentritt den damaligen katholischen Pfarrer Lucas Jentzsch vom Gehorsam gegen den nun protestantischen zu Göda los. Jentzsch war noch im Jahre 1575 auf seinem Posten, hat aber dann weichen müssen. Die Zeit, wenn ein evangelischer Nachfolger hier eingesetzt worden, ist nicht recht genau zu ermitteln.

Auch eingeschult ist Medewiz nach Gaussig mit den Orten Birkerrode, Brösang, ein Theil von Diehmen, Drauschkowiz, Golenz, Katzschwiz, Neu-Katzschwiz, Tuschermühle, Cossern, Günthersdorf, Naundorf, und Zokau.

Uebrigens ist Medewiz noch durch seine Obstcultur berühmt und jeder Häusler hier besizt seine eigene Baumschule.

Vor der Einführung der neuen Gerichtsorganisation gehörte zu Medewiz das Dorf Birkerode.

Jetzt sind Medewiz und Birkerode dem Gerichtsamt Bischofswerda, dem Bezirksgerichte Bautzen, der Amtshauptmannsschaft und dem Regierungsbezirke Bautzen zugetheilt.

Medewiz für sich allein hat 29 bewohnte Gebäude mit 39 Familienhaushaltungen und 152 Einwohner; dagegen Birkerode oder Bickerode nur 19 bewohnte Gebäude mit 19 Familienhaushaltungen und 78 Einwohnern.

M. G.     




Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: und
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/196&oldid=- (Version vom 26.9.2016)