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Medewitz.


Medewitz, 3 fünftel Stunden von Gaussig, 3 Stunden südwestlich von Bautzen links ab von der Strasse nach Dresden auf der meissnischen Grenze zwischen Bautzen und Stolpen gelegen.

Das hiesige Rittergut hatte früher seine Oeconomie an die Unterthanen verpachtet, wodurch die Bewirthschaftung der Felder und Wiesen sehr verbessert worden ist.

Zwischen dem Rittergute und dem Dorfe gab es sonst immer Streit über die meissnische und Oberlausitzer Landesgrenze, welche erst im Jahre 1704 richtig ausgemessen und durch Rainsteine bezeichnet wurde.

Medewitz ist ein sehr alter Ort; aber wohl irrthümlich als ein solcher bezeichnet, welcher im Jahre 1254 von Heinrich dem Erlauchten dem Kloster der Magdalenen-Nonnen in Hayn eigenthümlich überlassen worden, wenigstens finden sich in der Geschichte des hier in Frage kommenden Medewitz keine Nachrichten darüber.

Seit den frühesten Zeiten hatte Medewitz mit Gaussig nur einen Besitzer. Die von Haugwitze finden wir zuerst hier. Dann kam es im Jahre 1642 an die von Kiesenwetter, von welchen es an Rudolph von Neitschütz überging. Letzterer war mit einer von Haugwitz verheirathet und dessen Gemahlin hat auch das Gut selbst bis zum Jahre 1713 besessen. Von der von Neitzschütz geb. von Haugwitz acquirirte das Gut ein Graf Rudolph von Keiserling, welcher im Jahre 1764 mit Tode abging. Nach dessen Tode folgte im Besitze Graf Andreas Riaucour, welcher nach seinem Ableben das Gut seiner Gemahlin Frau Gräfin Henriette von Schall geb. Gräfin von Riaucour hinterliess. Nach dem Tode der Letzteren wurde Medewitz mit Gaussig, Dehmen, Drauschkowitz und dem Vorwerke Brösang Gräflich Schall-Riaucoursches Familien-Fidei-Commiss, wozu auch Ober- und Nieder-Malschwitz, Crostau, Rodewitz mit Sonnenberg, Eulowitz, Bederwitz, Golenz, Guttau, Gleina, Wartha, Putzkau, Tröbigau, Neundorf, Zockau und Günthersdorf gehören. Der Hauptsitz von diesem Majorate ist in Gaussig.

Der jetzige Besitzer ist der Reichsgraf Carl August Andreas Schall-Riaucour, Sohn des weil. Kurpfälzischen Gesandten am Kursächsischen Hofe.

Erstrer war vermählt mit der Reichsgräfin Seinsheim, welche am 17. Febr. 1845 verstorben ist.

Die aus dieser Ehe entsprossenen Kinder sind:

1) Isabelle Henriette Philippine Louise, geb. den 4. Nov. 1829.
2) Anna Maria Clementine Amalia Theodora, Hofdame der Kronprinzessin Albert von Sachsen, geb. 1820.
3) Carl Borromäus August Andreas Michael Hermann Clemens, geb. den 29. Sept 1834.
4) Maximilian Joseph Ludwig Andreas Hilarius Maria, geb. den 13. Jan. 1837.
5) Otto Hermann Rochus Gabaleon Johannes, geb. den 22. Juni 1838.
6) Caroline Lucilie Ludovica Eugenia Maria Salome, geb. den 15. Jan. 1840.
7) Maria Anna Leopoldine Clementine Kunigunde, geb. den 2. März 1841.
8) Noritz Clemens Maria Wolfgang, geb. den 30. Jan. 1845.

Die Schwester des Herrn Reichsgrafen Karl August Schall-Riaucour, Caroline geb. 1799 ist mit dem Marquis de la Rochefoucauld Liancour vermählt.

Das Schloss von Medewitz hat eine innere bequeme prächtige Einrichtung; das Aeussere desselben zeugt von dem guten Geschmack und von dem Kunstsinn seiner Besitzer, die zugleich als wahre Wohlthäter der Menschheit zu allen Zeiten sich bethätigt haben, wie die vielen hier vorhandenen Stiftungen einen deutlichen Beweis abgeben.

Der an das Schloss stossende Garten zeugt ebenfalls von der Sorgfalt, die von den Besitzern darauf verwendet worden ist.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/195&oldid=- (Version vom 26.9.2016)