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Aenderung dieses Lebensberufs nicht zu bereuen haben, davon liefern ein lautes Zeugniss die Triumphe, die Emil Devrient seit 26 Jahren auf den verschiedenen Bühnen des In- und Auslandes gefeiert hat.

Vorzüglich ist es aber seine reichbegabte Individualität als Schauspieler, die ihm einen Namen und Ruf für immerwährende Zeiten sichern wird. Ebenso bleibt Emil Devrient als Mensch gross und achtungswürdig. In den Worten Marquis Posas:

„Ich liebe die Menschheit“ u. s. w.

liegt der Hauptzug seines Charakters.

Schmölln ist geschichtlich denkwürdig geworden durch Carl Heinrich von Grunau.

Carl Heinrich von Grunau, ein Page Johann Georg III. kroch nämlich am 12. August 1675 während eines Hoffestes auf den Königstein, von Lust und Wein benebelt, zu einer Schiessscharte der Burg hinaus auf den kaum eine Elle breiten, abschüssigen Vorsprung des Felsens unter der sogenannten Friedrichsburg, um da den Rausch zu verschlafen. Nur der geringsten Wendung bedurfte es und er stürzte in den Abgrund hinunter. Glücklicherweise wurde er zeitig entdeckt und als man dem Churfürsten dies halsbrechende Ruheplätzchen zeigte, liess er den Schlummernden erst anbinden und dann mit Trompeten und Pauken wecken. Noch ein anderes Abentheuer hat dieser von Grunau bestanden: Derselbe ritt eines Tages unbesorgt über die Dresdner Brücke, sein Pferd ward scheu und setzte mit ihm über die Brücke in die Elbe, ohne dass ihm dieser Sprung den geringsten Schaden zugefügt hat. Er erreichte ein sehr hohes Alter von 107 Jahren und starb im Jahre 1744 in Schmölln, wo derselbe anfangs bei seiner Schwester, einer verehelichten Staupitz, später aber nach deren Tode in grosser Dürftigkeit bei einem Bauer Dressler lebte: denn er hatte jährlich nur 16 Thlr. Pension. Dessenungeachtet behielt von Grunau seine heitere Laune und erzählte den Bauern Schwänke und Mirakel. Als August II. im Jahre 1740 nach Polen reiste, machte ihn dieser Grunau als Greis von 102 Jahren in Bischofswerda die Aufwartung.

Die Stelle auf dem Königstein, wo von Grunau an dem Abhange des Felsen lag heisst heute noch „das Pagenbette“.

Auf Schmöllner Gebiet entspringt der krebs- und forellenreiche Bach, das Schwarz- oder Klosterwasser.

Der Klosterberg und der Silberberg liegen unfern des Orts. Ersterer gewährt eine treffliche Aussicht, Letzt[e]rer zeigt Spuren alten Bergbaues.

Die hiesige, an der Abendseite auf einer romantischen Anhöhe, mit einem Thurme versehene massiv gebaute Kirche ist schon im Jahre 1300 begründet worden. Bei dieser Begründung soll vor dem dreissigjährigen Kriege ein Fundations-Brief mit dem Siegel des damaligen Papstes und der zehn Cardinäle vorhanden gewesen sein, der aber nach diesem Kriege verloren gegangen ist.

Im Jahre 1693 ist der östliche Theil der Kirche erweitert worden.

Im Jahre 1832 wurde an der Mittagsseite der Kirche eine neue Kirchensacristei gebaut.

Unmittelbar an der Kirche befindet sich an der Südseite der deutsche und an der Nordseite der wendische Gottesacker.

Unter den hier Beerdigten wird die Grabstätte des Kammerjunkers Carl Heinrich von Grunau gezeigt. Auch ist nicht unerwähnt zu lassen, dass im Jahre 1828 mit der weissen Taube an der herrschaftlichen Gruft gesetzte Denkmal des Fräulein Bertha von Zehmen. Die Inschrift lautet:

Bertha von Zehmen ging zu Gott an Geistes- und Körperschöne ausgezeichnet als ein vollendeter Engel am 14. Juni 1828 geb. den 24. Sept. 1808. Diess ihrem heiligen Andenken die tiefgebeugten Eltern Moritz von Zehmen und Caroline von Zehmen geb. von Plötz.

Zum Andenken an ihren Todestag wird nach der im Jahre 1828 geschehenen und von der Königl. hohen Amtsregierung confirmirten Stiftungs-Urkunde alljährlich eine Gedächtnissfeier gehalten.

Die hiesige Pfarrwohnung ist nicht schlecht, und die Lage derselben durch den nahen Küchen- und Obstgarten und durch die Umgebungen freundlich zu nennen.

Eingepfarrt nach Schmölln sind Tröbigau mit einem herrschaftlichen Vorwerke und Neuschmölln, welches jetzt mit zum Rittergute Schmölln gehört.

Ausser diesen beiden deutschen Ortschaften sind noch wendische Dorfschaften eingepfarrt und eingeschult und zwar: Demitz im Wendischen Semize. Semja heisst die Erde. Dieser Ort liegt am Fusse des Klosterberges, die Herrschaft ist die Kloster-Herrschaft zu Marienstern. Endlich gehört auch noch Thumitz, im Wendischen Thumize, in die Kirche und Schule von Schmölln.

Schmölln mit seinen 118 bewohnten Gebäuden, seinen 156 Familienhaushaltungen und seinen 678 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamte Bischofswerda, zum Bezirksgericht Bautzen, zur Amtshauptmannschaft und zum Regierungsbezirk Bautzen.

Bemerkenswerth ist übrigens noch, dass die hier gefertigten Steinmetzenwaaren, besonders Gestelle oder Ginsplatten zu Hochöfen, die das stärkste Feuer aushalten, bis nach Schweden gehen.

M. G.     




Druck von Sturm und Koppe (A. Dennhardt) in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/190&oldid=- (Version vom 22.6.2019)