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Schmölln.


Schmölln liegt 31/2 Stunde von Bautzen und 3/4 Stunde von Bischofswerda entfernt.

Schmölln hat seine ursprüngliche Bedeutung von dem wendischen Worte: Smollena, eine Pechhütte, erhalten.

Schmölln, mit den Rittergütern Ober-, Nieder- und Neu-Schmölln, besitzt ein schönes Schloss mit vortrefflichen in den Jahren 1825 und 1829 neuerbauten Wirthschaftsgebäuden. Diese Güter haben auch herrliche Schäferei, vortrefflichen Feld- und Wiesenbau, schöne Viehzucht und sehr starke Bierbrauerei.

Ausserdem giebt es hier eine Mühle und zwei Gasthöfe. Die Beschäftigung der Ortsbewohner ist Ackerbau, nebenbei giebt es hier auch viele Weber. Unter den Professionisten sind vorzüglich die Steinmetzger hier zu beachten, die in den berühmten Granit-Steinbrüchen schöne Steinarbeiten liefern.

Die frühesten Besitzer von Schmölln waren wegen der mangelnden Nachrichten nicht zu ermitteln.

Die Besitzer haben hier seit Mitte des siebzehnten Jahrhunderts schnell auf einander gewechselt.

Das Geschlecht derer von Zeschwitz war einige Zeit damit beliehen. Siegismund von Zeschwitz starb hier 1651, von welchem es an Hans von Thümmel kam, der schon am 7. Mai 1657 hier mit Tode abging. Dann wurde Besitzer Hans Friedrich von Lubitz im Jahre 1666, dem die Familie von Staupitz folgte. Später erhielt das Gut der Rittmeister Christian von Haugewitz, welcher im Jahre 1681 hier begraben wurde. Ihm folgte Wolf Siegmund von Baudiss und dann dessen Ehegattin, Frau Veronika von Baudissin, geborene von Gersdorf aus dem Hause Holschau. Dann wurde wieder ein Caspar Siegismund von Thümmel damit beliehen, von dem es Wolf Abraham von Thümmel übernahm. Im Jahre 1701 wurde Frau Elisabeth von Lembogin, geborene von Kirchenberg damit beliehen, welche im Jahre 1701 mit Tode abging, worauf es wieder in den Besitz Wolfs von Thümmel überging. Dann theilte sich der Besitz, Christoph Siegismund von Rausendorf erhielt Mittel-Schmölln und Wolf Conrad von Rausendorf Ober- und Nieder-Schmölln. Vereinigt besass dann Friedrich Adolph von Gersdorf auf Ober-Schmölln bis zum Jahre 1717 die Güter, von welchem sie an die Geheimräthin und Landeshauptmännin Frau Sophie Helena von Ponickau, geborene von Dieskau kamen. Im Jahre 1732 wurde der Churfürstl. Sächs. Hofrath Mätthäi damit beliehen und nach dessen im Jahre 1768 erfolgtem Ableben die Wittwe Dorothea Matthäi geborene Brandt. Von dieser kaufte es Herr Heinrich Ludwig von Zehmen, asessor judicii ordinarii zu Bautzen, welcher auf dem Rittergute Stauchitz in einem hohen Alter 1832 verstorben ist. Der Domherr Moritz August Wilhelm von Zehmen folgte im Besitze und nach dessen Tode im Jahre 1837 übernahm dessen Wittwe Frau Friederike Caroline von Zehmen geborene von Plötz aus dem Hause Hoyerswerda die Güter, von welcher es im vorigen Jahre der in engern und weitern Kreisen berühmt genug gewordene Hofschauspieler Emil Devrient erkaufte.

Emil Devrient ist der Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Berlin, welcher seine Abkunft nicht französischen, sondern flandrischen Bluts verdankt (de Vrient war der Name hugenottischer Einwandrer). Der in der Bühnenwelt gefeierte Name Ludwig Devrient ist der Onkel von Emil Devrient. Emil Devrient war für den Kaufmannsstand bestimmt. Der Wunsch des Vaters war dem folgsamen Sohne Befehl. Nach überstandener Lehrzeit ging Emil zur Ausbildung nach Zwickau in die chemische Fabrik seines Anverwandten. Hier war derselbe ein Jahr. Emil warf sich mit der ihm eigenen Gewissenhaftigkeit auf den gewählten Beruf, vervollkommnete sich mit gleichem Eifer in Waaren- wie Comptoirgeschäften und wandte die geistigen Genüsse, die er sich in den Freistunden durch Lecture der grossen Meister, das Auswendiglernen und laute Recitiren classischer Gedichte und dramatischer Glanzstellen verschaffte, nur zur Befestigung seiner allgemeinen Bildung an.

Eines Tages zur Weihnachtszeit verweilte er in Leipzig, dem Wohnorte seines Principals. Hier traf er seinen durchreisenden Bruder Carl und die lebensfrohen Unterhaltungen dieses herrlichen Naturells über Kunst und deren Genüsse wiegelten sein Innres auf. Er beschloss seinem Vater zu schreiben und um die Erlaubniss zur Aenderung seines Lebenslaufes zu bitten. Der Vater, liebevoll und nachgiebig, willigt mit schwerem Herzen ein. Er rief den Sohn nach Berlin und der erlösste Jünger Merkurs zog glücklich in die Vaterstadt ein. Dass Vater und Sohn die

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/189&oldid=- (Version vom 19.9.2016)