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erbautem Häuschen, welcher Platz jetzt noch durch ein Denkmal bezeichnet wird. Nach und nach wurde der Wald gelichtet und so erhob sich, da mehrere Auswanderer nachfolgten, und sich ebenfalls da anbauten, das liebliche Herrnhut, welches sich nicht allein durch Fleiss und Betriebsamkeit auszeichnet, sondern auch durch seine Missionen unter die Heiden, ungemeinen Segen für die Lehre Christi gestiftet hat.

Die ersten bekannten Besitzer von Berthelsdorf waren die Herren von Gersdorf-Tauchnitzer Linie, welche in dieser Gegend überhaupt viele und ansehnliche Güter besassen. Durch Verheirathung mit Anna von Gersdorf erlangte gegen 1486 Hans von Metzrath Berthelsdorf. Im Jahre 1490 gehörte es den Herren von Tzschirnhausen und 1499 einem Herrn von Eberhardt, von welchem es noch vor 1528 wieder an die Familie Gersdorf-Tauchnitz überging. Im Jahre 1574 wurde die Besitzung unter drei Brüder getheilt und es entstanden so drei Güter, von welchem das Hauptgut mit dem Herrenhause an Christoph von Gersdorf fiel und bei dessen Nachkommen bis 1633 blieb, wo es durch Kauf an Jareslaw von Kyaw überging, welcher dasselbe in Folge der Verwüstungen des dreissigjährigen Krieges im Jahre 1660 an seine Gläubiger abtreten musste, die solches an den in der Geschichte des dreissigjährigen Krieges als kühnen Partheigänger und tapferen Vertheidiger Zittaus berühmt gewordenen ehemaligen schwedischen Oberst Johann Reichwald von Kämpfen auf Kemnitz verkauften. Im Jahre 1672 veräusserte es jedoch Reichwalds Sohn an Heinrich von Ziegler und Klipphausen, der es indess nicht lange behaupten konnte: Denn noch in demselben Jahre sah er sich genöthigt, das Gut an Bernhardt Edlen von der Planitz zu verkaufen, welcher es bis zum Jahre 1687 im Besitze hatte, wo es nochmals in die Hände der von Gersdorf überging, nämlich an Nicolaus Freiherrn von Gersdorf, churfürstl. sächs. Geheimeraths-Director und Landvoigt der Oberlausitz. Im Jahre 1722 erkaufte die Besitzung der Enkel des Freiherrn Nicolaus von Gersdorf, der berühmte Graf Nicolaus Ludwig von Zinzendorf und Pottendorf, mit dessen Hülfe, wie oben erwähnt, Herrnhut gegründet worden ist. Graf von Zinzendorf hat auch im Jahre 1727 durch Ankauf die übrigen Theile von Berthelsdorf wieder mit dem Hauptgute vereinigt. Doch schon im Jahre 1732 musste Zinzendorf auf landesherrlichen Befehl das Gut verkaufen: Käuferin war seine Gemahlin Erdmuthe Dorothea geborne Gräfin von Reuss, bei deren Töchtern, beide mit Freiherrn von Wattewille vermählt, Berthelsdorf bis 1811 blieb. In diesem Jahre acquirirte es Fräulein Charlotte Sophie Gräfin von Einsiedel, aus dem Hause Reibersdorf, von welcher es im Jahre 1844 an die Unitäts-Direction der Herrnhuter Brüdergemeinde überging, die gegenwärtig das Gut noch besitzt.

Das Schloss ist ziemlich in der Mitte des Dorfes an einem kleinen Abhange gelegen, und früher, wie die Besitzer von Berthelsdorf ihren Wohnsitz gewöhnlich in den nahen Rennersdorf hatten, wohl ohne viele Bedeutung gewesen. Vielleicht wurde es gleich der Kirche in dem Hussitenkriege mit verheert. Im Jahre 1687 brannte es zum Theil ab und 1722 liess Graf von Zinzendorf das im schlechten Zustande befindliche Herrenhaus gänzlich niederreissen und das gegenwärtig noch bestehende erbauen. Ueber das Portal des Schlosses liess Zinzendorf ausser einigen Bibelversen folgende Inschrift setzen:

Hier übernachten wir als Gäste,
Drum ist das Haus nicht schön und feste

so kehret euch nun zur Vestung, ihr, die ihr auf Hoffnung gefangen lieget. Zach. 9, V. 12.

So recht, wir haben noch ein Haus
Im Himmel, das sieht anders aus. 2. Cor. 5, V. 1. 2.

In diesem Schlosse hat die Unitäts-Direction der Brüdergemeinde ihren Versammlungssaal, theils zu ihren gottesdienstlichen Versammlungen, theils zu ihren Berathungen für das Beste ihrer sämmtlichen Anstalten in und ausser Europa.

Ausserdem wurden im Jahre 1790 noch 2 Häusser nahe des Schlosses zur Wohnung für die übrigen Mitglieder der Unitäts-Direction, die vorher ihren Sitz theils in Herrnhut, theils zu Zeiss in Holland und auch zu Barby im Magdeburgischen gehabt hatte, erbaut und im Jahre 1791 bezogen.

Von hieraus werden alle Angelegenheiten der sämmtlichen Brüdergemeinden, in geistlicher und weltlicher Hinsicht berathen und besorgt. Die übrigen 2 herrschaftlichen Höfe haben keine besonderen herrschaftlichen Wohnungen, als nur für die bei der Oeconomie angestellten Personen.

In den 70ger Jahren des vorigen Jahrhunderts erkaufte die damalige Gutsherrschaft einen neuen Anbau auf ihren Fluren von 14 Häusern, welcher den Namen Neu-Berthelsdorf führte.

Die Kirche von Berthelsdorf war bis zum Jahre 1771 sehr finster, winkelig und klein. In diesem Jahre wurde sie erweitert und verschönert. Der Taufengel weggenommen und ein Taufstein angeschafft.

Das Kirchenvermögen ist nicht unbedeutend, doch muss aus demselben viel, sehr viel bestritten werden.

Bis zum Jahre 1758 war Herrnhut nach Berthelsdorf eingepfarrt, und wenn auch ihre Kinder in Herrnhut getauft, ihre Leichen dort begraben, ihre Ehen dort eingesegnet wurden, so mussten doch diese Geburts-, Sterbe- und Copulations-Fälle ins Kirchenbuch von Berthelsdorf eingetragen werden.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/159&oldid=- (Version vom 26.9.2016)