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von Kyau, der beide Güter auf seinen Bruder Carl Ludwig von Kyau vererbte, dessen Wittwe Niederstrahwalde an Christoph Traugott von Burgsdorf verkaufte, der 1758 auf eine höchst merkwürdige Art verunglückte. Er wollte nämlich eines Tages nach Tische ausfahren und befahl anzuspannen, als ihm die Dienerschaft erklärte, dass dies unmöglich sei, weil das Pferd, dessen sich der Herr zu bedienen pflegte, wenn er allein ausfuhr, plötzlich kollerig geworden sei. Trotz allen Bitten und Vorstellungen liess der Edelmann das wüthende Thier herbeibringen und nur mit der grössten Mühe war es einzuspannen. Kaum fühlte sich das Pferd frei, als es sich bäumte, zum nördlichen Hofthore hinausstürzte und dabei den Wagen umwarf. Der unglückliche Herr von Burgsdorf fiel heftig zu Boden und stiess sich dabei das Degengefäss in den Leib, so dass er an der tiefen Wunde nach einigen Tagen unter unsäglichen Schmerzen starb. Drei Tage nach seinem Ableben setzte man die Leiche in der Gruft unter der hiesigen Kirche bei. Die untröstliche Gemahlin hatte dem verunglückten Gatten verschiedene werthvolle Ringe und sonstige Pretiosen mit in den Sarg geben lassen, welche die allgemeine Aufmerksamkeit der Anwesenden erregten. Namentlich erwachte in dem Gesellschaftsfräulein der Edelfrau ein unwiderstehliches Verlangen, sich der Kostbarkeiten zu bemächtigen und als sie beim Herausgehen aus der Kirche zufällig vernahm, dass die Todtengruft erst am nächsten Tage verschlossen werden sollte, entstand in ihr der Plan, sich auf alle Fälle der Schmuckgegenstände zu bemächtigen. In der Nacht, welche dem Begräbnisse des verewigten Herrn von Burgsdorf folgte, schlich sich das kühne Mädchen in die Kirche, zündete in dem herrschaftlichen Betstuhle eine mitgenommene Laterne an und stieg in die unverschlossene Gruft. Hier versuchte sie vergeblich, den zugeschraubten Sarg zu öffnen und als dieser allen Anstrengungen widerstand, ergriff das Mädchen eine Sargunterlage, zertrümmerte damit den Todtenschrein, und entwendete der Leiche den reichen Schmuck. Leise verliess hierauf die Gouvernante die Kirche und gelangte ungesehen in ihr Zimmer; im Dorfe aber hatte man die Erleuchtung der Kirche wohl bemerkt, jedoch aus abergläubischer Furcht keine Untersuchung dieser Erscheinung gewagt. Als man am Tage nach dem Leichenraube die Gruft besuchte, fand sich natürlich die auffällige Verwüstung; aber der Vorfall war so unheimlich, dass jede fernere Nachforschung unterblieb. Erst als nach langen Jahren wieder eine Beisetzung stattfand und mit dem vorigen Geschlecht auch der Aberglaube abgestorben war, entdeckte man den Diebstahl, der endlich auch durch das Geständniss der nunmehr hochbejahrten Diebin bestätigt wurde.

Nach dem Herrn von Burgsdorf findet sich als Besitzer von Niederstrahwalde Johann Ernst von Gersdorf, Kammerjunker und Verweser des Fräuleinstiftes Joachimstein und Herr auf Lautitz, der 1769 das Gut der Gräfin Agnes Sophie von Reuss überliess, die 1791 starb. Ihr folgte Graf Heinrich XXVIII. von Reuss von 1791 bis 1797, wo ihm Friedrich Rudolf, Freiherr von Wattwille, folgte, von dem Niederstrahwalde 1811 seine zweite Gemahlin, Charlotte Marie Eleonore, verwittwete von Gersdorf, geborne Gräfin Pfeil, erbte, deren Sohn erster Ehe, der Rittmeister Ferdinand Rudolf von Gersdorf auf Obersteinkirch das Gut 1812 an Christian Friedrich von Göttlich verkaufte. – Im Rittergute zu Niederstrahwalde befindet sich das eigentliche, bis zum 16. Jahrhundert hinabreichende Ortsarchiv.

Die Kirche zu Strahwalde wird in einer Matrikel des Bischofs von Meissen vom Jahre 1346 erwähnt, worin gesagt ist, dass der bei ihr angestellte Geistliche dem Erzpriester zu Löbau untergeben sei. Die älteste Kirche stand ungefähr an der Stelle, wo die alte Löbauer Landstrasse auf den sogenannten Dreiäckern die Chaussee schneidet und wurde höchst wahrscheinlich im Hussitenkriege weggebrannt. Die darauf neu gebaute Kirche stand auf derselben Stelle, wo sich die jetzige befindet, zu der man nach Abbruch des alten baufälligen Gotteshauses am 17. Mai 1695 den Grundstein legte. Der Thurm wurde im Jahre 1730 erbaut. – Bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts besass die Kirche zu Strahwalde ein Gut in Kottmarsdorf, das, nach alten Nachrichten, sie 1614 von David von Gersdorf erkaufte, und wovon der jedesmalige Pfarrer in Strahwalde die Nutzniessung haben sollte. Die schwere Zeit des siebenjährigen Krieges und andere Verhältnisse machten es nöthig, das Gütchen zu verkaufen, das dafür gelöste Capital aber legte man als unablösbar auf die beiden Rittergüter, von denen der Pfarrer die Zinsen dafür bezieht. – Noch ist zu erwähnen, dass zu Strahwalde vor langen Jahren ein Vorwerk stand, das in Urkunden unter dem Namen des rothen Vorwerks erscheint.

Noch befindet sich im Schlosse zu Oberstrahwalde eine katholische Stiftskapelle für die in der Umgegend von Löbau, Herrnhut und Zittau zerstreut wohnenden Katholiken. Als nämlich 1767 der katholische Graf Xaver von Hrzan und Harras Oberstrahwalde erkaufte, errichtete er wegen zu grosser Entfernung katholischer Gotteshäuser ein solches im eignen Schlosse und erhielt von dem Bischof von Bautzen Wesky von Bärenstamm für dasselbe einen Caplan, der am 4. August 1768 hier die erste Messe las.

O. Moser.     




Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/152&oldid=- (Version vom 31.7.2018)