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beiden Dörfer einige kleinere Ortstheile, nämlich Friedensthal, der alte Zuckmantel und der neue Zuckmantel, ein kleines, 1770 vom Grafen Hrzan gegründetes Dörfchen. Zu Oberstrahwalde gehören bedeutende Waldstrecken; auch hat der Ort recht beträchtliche Teiche. Am Fusse des Lehmannsberges, sowie an der Kunnersdorfer Gränze, auf dem sogenannten Lehden, befinden sich zwei treffliche Brunnen, welche durch eine Röhrenleitung Herrnhut mit Wasser versorgen.

Die Ortsgeschichte erzählt mancherlei harte Schicksale, von denen hauptsächlich eine entsetzliche Pest (1625) zu erwähnen ist, die Strahwalde fast gänzlich entvölkerte und in dem nahen Kunnersdorf alle Einwohner, bis auf einen einzigen Mann, vertilgt haben soll. Noch jetzt zeigt man die Stätte wo das Pestkrankenhaus stand und die unglücklichen Opfer der Seuche ihr Grab fanden. In der jetzt sogenannten Dörfelbrache, an der Oberkunnersdorfer Gränze, stand vor Zeiten das Dorf Rothdörfel, von dem ausser einigen ausgetrockneten Teichen und den Spuren einer Mühle kein Stein mehr vorhanden ist. Wahrscheinlich verschwand das Dorf im Hussitenkriege; eine Urkunde darüber ist nicht mehr vorhanden. Im Jahre 1724 zündete eine Magd aus Rache den Niederstrahwalder Herrenhof an und fand ihren Tod auf dem Scheiterhaufen; 1815 brannten in Niederstrahwalde zwei Gehöfte nieder und 1820 zündete wiederum den Niederstrahwalder Hof ein hiesiger Einwohner an, der dafür auf dem Schaffot sterben musste. In der Nacht vom 5. zum 6. Juli 1840 brannte in Oberstrahwalde der Gasthof ab, bei welchem Unglück der Fuhrmann Wersig aus Condorf sammt seinen vier Pferden und dem reichbeladenen Frachtwagen in Asche verwandelt wurde.

Vor etwa 90 Jahren entstand an der Kunnersdorfer Strasse ein neues Dörfchen, Johannisdörfel genannt, und zwar da, wo jetzt der Weg von der Strasse in das Kirchbüschel führt. Die Herrschaft beabsichtigte damals ein Vorwerk hierher zu bauen, gab aber später diesen Plan wieder auf. Nach einer Volkssage soll nach einer pestartigen Seuche die Herrschaft das Dorf wieder mit Böhmen bevölkert haben, wahrscheinlich protestantischen Exulanten, die Kaiser Ferdinand aus ihrem Vaterlande vertrieb. Der Einfall König Carls XII. von Schweden brachte auch nach Strahwalde manches Drangsal, härter aber traf den Ort die Einquartirung im Winter 1757, Theurung und Krankheit. Im Jahre 1813 fanden hier viele Durchmärsche Statt, und nach der Bautzner Schlacht wurden die Einwohner oft von Russischen und Preussischen Streifcorps heimgesucht, während des Waffenstillstandes aber bivouaquirten hier Polen. Als bei dem Einrücken der Alliirten aus Böhmen Marschall Victor von Napoleon zurückberufen worden war, bivouaquirte dieser Feldherr mit seinem ganzen Corps einen Tag und eine Nacht in Strahwalde, wobei das Dorf in grosser Feuersgefahr schwebte. Später fielen in der Nähe bisweilen kleine Gefechte vor, bei welcher Gelegenheit die Polen eine Batterie auf einer Höhe bei Strahwalde errichteten, um den Ort in Brand zu schiessen, eine Absicht die durch einen kühnen Anfall Russischer Cavallerie vereitelt wurde.

Die beiden Rittergüter Ober- und Niederstrahwalde waren in frühester Zeit vereinigt, und zwar gehörte das Gut im Anfange des sechszehnten Jahrhunderts dem adeligen Geschlecht von Klüx. Zuerst wird 1528 Heinrich von Klüx, Hofrichter zu Löbau, genannt, dem Wolf Joachim, Hans und endlich Caspar von Klüx folgten, welcher Letztere 1635 auf gewaltsame Art seinen Tod fand. Zu dieser Zeit geschah die Theilung des Rittergutes in den oberen und niederen Theil; denn 1637 gehörte Oberstrahwalde Friedrich von Rodewitz, der es Joachim von Schilling überliess. Zwischen 1652 und 1654 kaufte das Gut Heinrich Adolf von Kyau, der vorher Kemnitz besessen hatte und Vater von nicht weniger als siebzehn Kindern war, die alle in den Freiherrnstand erhoben wurden und zum Theil hohe Staatswürden erlangten. Nach des Vaters Tode erbte 1677 das Gut Adam Joachim von Kyau, ein frommer, edler Mann, der die hiesige Kirche fast ganz auf eigene Kosten neu aufbaute und 1707 mit Tode abging. Das Gut stand jetzt mehrere Jahre unter vormundschaftlicher Verwaltung des Herrn von Oberländer auf Reichenbach, worauf es sein Mündel August Leopold von Kyau und nach dessen 1740 erfolgtem Ableben dessen Bruder, Carl Ludwig von Kyau, übernahm. Ein dritter Bruder war der bekannte witzige General von Kyau, Commandant der Festung Königstein.

Nach Carl Ludwig von Kyau’s Tode (1750), behielt dessen Wittwe das Gut noch bis 1769, wo es Graf Xaver von Hrzan und Harras, k. k. Kämmerer, Grosskreuz des Bairischen St. Michaelisordens und Herr auf Kemnitz, erkaufte, von dem es an seinen Neffen, Johann Anton Ludwig von Lenz, k. Sächsischen Major, Ritter der Französischen Ehrenlegion, des Militair-St. Heinrichsordens und des Schwedischen Schwertordens, Adjutanten des Prinzen Johann und Commandeurs der Communalgarde zu Dresden, gelangte. Von ihm erkaufte Strahwalde Herr Carl August Reichel, Kauf- und Handelsherr zu Löbau.

Das Rittergut Niederstrahwalde gelangte nach dem Tode Caspars von Klüx an dessen Schwiegersohn Caspar von Bock, nach dessen Tode es einige Jahre im Besitze von dessen Wittwe blieb, die 1657 starb. Die nächsten Besitzer waren aus der Familie von Rabenau, und zwar Christoph Heinrich, Heinrich Friedrich, Eleuther Christian, Gottlob Ehrenreich und Heinrich Christian von Rabenau, von denen Letzterer 1709 das Zeitliche segnete. Hierauf kaufte das Gut der Besitzer von Oberstrahwalde, August Leopold

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/151&oldid=- (Version vom 31.7.2018)