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und war bis zum Jahre 1524 Filial von Oppach. Die Bewohner von Taubenheim gingen zwei Sonntage nach einander zur Kirche nach Oppach und der dortige Pfarrer las an jedem dritten Sonntage die Messe in der Kirche zu Taubenheim. Nachdem aber die Lehre Luthers in der hiesigen Gegend Eingang gefunden hatte, trennte sich Taubenheim von Oppach und im Jahre 1524 wurde in der Person des Johann Faber der erste lutherische Prediger in Taubenheim eingesetzt.

Von den Schicksalen, welche die Kirche betroffen haben, ist Folgendes zu erwähnen: Am 24. April 1644 war die Gemeinde zum Gottesdienst versammelt, da ertönte plötzlich der Schreckensruf: Feuer! In der That brannte es in dem Oberhofe oder dem Rittergute von Ober-Taubenheim. Da dieser unmittelbar neben der Kirche liegt, wurde diese bald ebenfalls von dem Feuer ergriffen und sie brannte so wie der Edelhof gänzlich nieder. Der damalige Besitzer von Taubenheim, der Landeshauptmann von Haugwitz, widmete sich mit ganzem Eifer der Wiederaufbauung des zerstörten Gotteshauses, wobei er durch die Herrschaft auf Crosta wesentlich unterstützt wurde, indem dieselbe das ganze zum Bau erforderliche Holz unentgeltlich lieferte und so war es möglich, die neue Kirche schon zu Ende des nächsten Jahres, 1645, wieder einzuweihen. Auf dem Rahmen an der Kirche, unter dem Dache, sind die Namen des Maurer- und des Zimmermeisters, welche den Bau leiteten, so wie das Jahr der Erbauung, ausgehauen.

Bereits im Jahre 1662 wurde sie auf Veranlassung des nunmehrigen Besitzers, Melchior von Gersdorf auf Ober- und Nieder-Taubenheim renovirt und 1682 durch die gemeinschaftlichen Collatoren, Johann Christoph von Warnsdorf auf Ober-Taubenheim und Ernst von Schlief auf Unter-Taubenheim auf deren alleinige Kosten im Innern ausgemalt.

Im Laufe der Zeit war aber die ältere Kirche theils baufällig, theils für die Bedürfnisse der bedeutend angewachsenen Gemeinde zu klein geworden, und so liess am 7. Juni 1757 der damalige Besitzer, der fromme Hans Heinrich von Zeschwitz, den Grundstein zu einer Verlängerung der Kirche in der Richtung gegen Abend legen, bei welchem feierlichen Act ausser den sämmtlichen Einwohnern noch mehrere dazu eingeladene Personen anwesend waren. Der Maurermeister Wendler und der Zimmermeister Paul, beide aus Taubenheim selbst, leiteten den neuen Bau. Die Drangsale des siebenjährigen Krieges aber lasteten so schwer auf der Gemeinde, dass der Bau nur langsam betrieben werden konnte. In den Jahren 1771 und 1772 trat dann eine Theuerung ein, welche neue Stockungen herbeiführte und darüber starb der Begründer des Baues. Dessen Söhne aber, als Erben würdig in die Fusstapfen des Vaters tretend, vollendeten was dieser mit Liebe begonnen hatte. Sie selbst lieferten einen Beitrag von 260 Thalern; eine Collecte in der Ober-Lausitz brachte 268 Thaler ein; auf Verwendung der Herren von Zeschwitz gingen von verschiedenen Freunden derselben bedeutende Gaben ein; die Gemeinde steuerte 314 Thaler 13 Groschen, auch aus dem Kirchenvermögen wurde ein Beitrag entnommen und so ward es möglich, den Bau im Innern wie im Aeussern zu vollenden. Am 6. Juni 1775, als am dritten Pfingstfeiertage, wurde der Gottesdienst zum letzten Male in der alten Kirche gehalten, dann aber einstweilen in einem grossen Saale des Herrschaftshauses, bis endlich am 19. November 1775 die feierliche Einweihung des neuen, erweiterten Gotteshauses stattfinden konnte. Zum Andenken daran wurde über eine der Kirchthüren eine blecherne Tafel angebracht, welche die Inschrift trägt:

AEDES

IN MAIUS AC MELIUS
EXSTRUCTA
CURA
GENTIS DE ZESCHWITZ

M D C C L X X V.


Auf dem beinahe ganz neu erbauten Thurme setzte darauf am 29. September 1780 der obengenannte Zimmermeister Paul im Beisein der versammelten Gemeinde Knopf, Fahne und Stern auf.

Ende des Jahres 1648 wurde das Geläute, welches bisher nur aus einer Glocke bestanden hatte, durch 2 Glocken vermehrt, die einer Kirche in Schluckenau gehört hatten, bei dem Brande derselben gerettet, und von der Gemeinde zu Taubenheim erkauft worden waren. 1717 wurden alle drei Glocken von Michael Weinhold in Dresden umgegossen, wonach die grösste 11 Centner, die mittlere 5 und die kleinste 3 Centner wog; die letztere aber sprang beim Aufziehen, wurde dem Glockengiesser bei der Zahlung mit angegeben und es blieb bei den übrigen 2 Glocken, die auch als hinreichend befunden worden sind.

Das Vermögen der Kirche beträgt nur 485 Thlr. 16 Gr. 6 Pf., doch bestehen daneben 4 Legate zu verschiedenen wohlthätigen oder gemeinnützigen Zwecken.

Ausser dem gewöhnlichen Gottesdienste findet auch einer am ersten Osterfeiertage Morgens 5 Uhr statt; auch wird die Christnacht gefeiert und eine gleiche Feier der Neujahrsnacht stiftete der hiesige Pfarrer M. Brückner 1817.

Die ältesten kirchlichen Nachrichten sind vom Jahre 1643. Es waren in diesem Jahre 6 Kinder geboren, 4 Personen gestorben und 1 Paar getraut. 1739 wurden 28 Kinder geboren, 13 Personen begraben und 18 Paare getraut. Unter den 2090 Communicanten dieses Jahres waren 39 Confirmanden.

Ein seltenes Fest wurde im Jahre 1830, den 21. Juni, durch den damaligen Pastor M. Brückner begangen: die Einsegnung der sechzigjährigen Ehe des Johann Gottlob Wagner, Häusler und Tischler, mit seiner Frau, Anna Maria geborne Wagner. Dem Jubelgreise wurde bei dieser Gelegenheit als gerechte Anerkennung seiner stillen bürgerlichen Tugenden und seines langen, redlichen Wandels, durch den Gerichtsdirector Matthesius im Auftrage des Königs von Sachsen die silberne Verdienstmedaille überreicht 10 Jahre zuvor hatte dieses seltene Ehepaar

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/139&oldid=- (Version vom 17.5.2022)