Da sprang ich auf: Die Sonne küßte kaum
Das Blumeneis, schon schmolz es und zerrann,
Und durch die scheiben raunt’ die Wirklichkeit
Mir höhnisch zu: – Dein Wunder war nur Traum!
Am selben Tag, da einst ich’s vor mir sah
Wie hingehaucht auf hartgefrornem Glas,
Verkauften harte Gläub’ger uns das Heim,
Zur letzten Ruhe nach der fremden Stadt
Die Mutter trug man mit – gebrochnem Herzen ...
(Wladyslaw Kondratowicz.
Gute Nacht, du dunkles Auge –
Was dir mög’ im Traum sich zeigen,
Prüfe wohl, was für dich tauge,
Halte fest, was dir zu eigen:
Sei’s ein Schoßhund, Naschwerk, Flitter,
Sei’s ein Ballsaal, eine Wildnis,
Sei’s ein Prinz, ein Graf, ein Ritter,
Ein Roman, ein Lied, ein Bildnis –
Sei’s ein Geck mit Gert’ und Sporen,
Sei’s ein Schatz von laut’rem Golde,
Sei’s der – Eine, der erkoren
Dich alleinzig nur, du Holde –
Gute Nacht, du dunkles Auge –
Was dir mög’ im Traum sich zeigen,
Prüfe wohl, was für dich tauge,
Halte fest, was dir zu eigen!
Dich nur lieb’ ich! Hab’ Erbarmen!
Stahlst das Herz dem Armen,
Vor der Thür nicht laß ihn stehen,
Nicht vor Gram vergehen.
Albert Weiß: Polnische Dichtung in deutschem Gewande. Otto Hendel, Halle a. d. S. 1891, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Albert_Weiss_-_Polnische_Dichtung_in_deutschem_Gewande.pdf/128&oldid=- (Version vom 12.9.2022)