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sie von den Arabern, später von den Schulen zu Monte Casino und Salerno, und noch später in den (meist von dem deutschen Hohenstaufen Friedrich II. gegründeten) italienischen Universitäten und Schulen zu Neapel, Bologna, Messina, Padua und Pavia um die Mitte des 13ten. Jahrhunderts gepflegt wurde, ferner durch die geniale Dichtung mit Wahrheit des Paracelsus und seiner Anhänger, durch die einseitigen Ansichten und Bestrebungen der Iatrochemiker und Iatromechaniker bis auf die Symptomatiker, Antigastriker, Brownianer, Naturphilosophen, Theoretiker und Empiriker der neueren Zeit hindurch, konnten für den eigentlichen Fortschritt der Medicin nur einen sehr bedingten Nutzen gewähren, inwieferne sie nämlich bei den verschiedenen Kämpfen der Systeme gegen einander doch auch zeitweilig zu gründlicherer Forschung und mancherlei Entdeckungen führten, welche dauernden Werth behielten.

In dem Verhältnisse nämlich, als dabei die Erscheinungen in der Natur, am Lebenden und an der Leiche objectiv beobachtet wurden, hatten ihre Resultate auch einen bleibenden Werth. Und so kam es, dass man allmälig die Ueberzeugung erlangte, es könne für die Medicin nur in der gleichzeitigen Pflege der gesammten Naturwissenschaften, insbesondere aber der gesammten naturhistorischen Fächer, sowie der Physik und Chemie Heil erwachsen und zu weiteren Entdeckungen führen. Wir müssen sie daher als unentbehrliche Hilfswissenschaften bezeichnen, wenn wir Anatomie und Physiologie, pathologische Anatomie und Pathologie, sowie die sogenannten practischen Fächer mit Inbegriff der Staatsarzneikunde mit Erfolg cultiviren wollen, d. h., wenn wir erkennen und heilen wollen.

Wenn wir nun, eingedenk der Verirrungen des menschlichen Verstandes, sowie eingedenk der Wahrheit einer sorgfältig geschulten objectiven Natur-Beobachtung, einen sichern Weg zum Ziele einschlagen wollen, so ergibt sich uns eine Reihenfolge, die wir dem angehenden Arzte nicht genug empfehlen können.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Clar: Einige Worte über ärztliche Schule und Praxis. Leykam, Graz 1864, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aerztliche_Schule_und_Praxis.djvu/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)