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Einige Worte über ärztliche Schule und Praxis.

Wie unvollkommen auch die Praxis,
so wollen doch die Kranken nicht warten,
bis die Physiologen fertig sind.

Siebert an Schleiden.


I. Rückblicke.

Wenn die alten griechischen, dem Cultus des Aesculap einestheils, und anderentheils dem Dienste der Kranken sich widmenden Asclepiaden die Namen ihrer Kranken, die Namen der Krankheiten und die angewendeten Heilmittel nebst ihrem Erfolge auf Tafeln schrieben, so können wir das immerhin schon als ein jenen Zeitverhältnissen entsprechendes, sehr nützliches, wenn auch leider sehr kurzes klinisches Verfahren bezeichnen, in welchem namentlich die alten medicinischen Schulen zu Kos und Knidos die erfahrungsmässige Grundlage ihrer Wissenschaft fanden. Die ersten Kliniken waren somit die Tempel des Aesculap, das erste Studium ein empirisches.

Wenn später Hippokrates, der uns ja gegenwärtig noch ein leuchtendes Vorbild ist, wie man medicinische Theorie und Praxis trennen solle, am Krankenbette nur erfahrungsgemäss vorging, und seine theoretischen Ansichten, sein System oft und gerne der bewährten, wenn auch theoretisch noch nicht erklärten Heilmethode zum Opfer brachte, so finden wir das nachahmungswürdig; wenn in der Folge vorzüglich nach Plato’s Beispiele die griechischen Philosophen, welche auch die Gesundheit und

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Franz Clar: Einige Worte über ärztliche Schule und Praxis. Leykam, Graz 1864, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aerztliche_Schule_und_Praxis.djvu/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)