Seite:Aerztliche Schule und Praxis.djvu/14

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Eine mässige, nicht durch die Gemeinde, sondern durch den Staat gesicherte Entlohnung würde selbst den ärmsten Gegenden tüchtige, vorzüglich jüngere Aerzte zuführen, denen es dann ja stets wieder frei stünde, allmälig um bessere Plätze sich zu bewerben.

Insolange dieses Missverhältniss nicht ausgeglichen, liegt allerdings eine gewisse Wahrheit in der Behauptung, dass die Wundärzte für das Land noch fortwährend nothwendig seien, weil man es einem Doctor nicht zumuthen könne, sich unter ähnlichen Bedingungen, welchen der Wundarzt sich leichter fügen kann, auf das Land zu verbannen.

Wien heisst es, hat Ueberfluss an Aerzten und doch sucht man thatsächlich selbst in Niederösterreich zahlreiche Chirurgen für das Land. Das würde Alles anders sein und wird auch anders werden, zumal, wenn auch, was nicht zu bezweifeln, allmälig nur Diplome der gesammten Heilkunde, (die Medicin, Chirurgie, Augenheilkunde und Geburtshilfe, ebensowie Staatsarznei- und Veterinärkunde einschliessend) ausgestellt werden.

Wie oft bedauert der Arzt erst spät, dass er, als er dazu die beste Zeit und Gelegenheit hatte, nicht allseitiger für das Leben sich bildete.

So lange nun diese Uebelstände nicht entfernt sind, so lange den höher gebildeten Arzt nicht wenigstens eine bessere und mehr gesicherte Stellung für seine Verzichtleistungen auf dem Lande entschädigt, werden die Städte überfüllt mit höher gebildeten Aerzten sein und das Land wird sich mit minder gebildeten begnügen oder auch wol selbst diese in vielen Gegenden entbehren müssen, wenn sie daselbst auch noch so dringend bedurft werden. Das kann sich nur allmälig ausgleichen und wird jedenfalls durch die reichliche Zahl der Studirenden in den höheren Cursen und allmälige Verminderung ja Aufhebung der niederen Curse, ohne desswegen die Existenz der bereits in ihrer Wirksamkeit begriffenen Wundärzte zu beeinträchtigen, beschleunigt. Dass dabei aber auch unter Einem dafür gesorgt werden möge,

Empfohlene Zitierweise:
Franz Clar: Einige Worte über ärztliche Schule und Praxis. Leykam, Graz 1864, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aerztliche_Schule_und_Praxis.djvu/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)