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viele tüchtige Männer in unserer unmittelbaren Nähe wirken, welche ihre erste Bildung einer medicinisch-chirurgischen Lehranstalt verdanken. Es wäre also ungerecht, zu verkennen, dass die medicinisch-chirurgischen Lehranstalten eine für die Gesellschaft erspriessliche Wirksamkeit entfaltet.

Nichts destoweniger bleibt doch die an einer medicinisch-chirurgischen Lehranstalt erlangte Ausbildung (wenn sie nicht durch eigene Bemühung und weiteres Studium vervollständigt wird, da sie eben bei Vielen nur auf einem geringeren Grade der Vorbildung fusst, und auch der Kürze der Zeit wegen nur auf das für den practischen Wirkungskreis Wichtigste beschränkt bleiben muss), gegenüber der an einer Universität möglichen, auf gründliche Vorbildung sich stützenden, durch Lehrbehelfe jeder Art freigebig geförderten und dadurch in stetem Fortschritte begriffenen Fachbildung eine unvollkommene.

Wir können daher sagen, dass die medicinisch-chirurgischen Lehranstalten immerhin dem zeitweiligen Bedürfnisse nach Aerzten, welche nur mit den nothwendigsten practischen Kenntnissen ausgerüstet waren, in Ermanglung höher gebildeter Aerzte genügen konnten, und dass die ersteren an der Seite und zur Unterstützung der letzteren stets sehr wesentliche Dienste geleistet: dass aber allmälig bei der steigenden Anzahl höher gebildeter Aerzte die Nothwendigkeit der medicinisch-chirurgischen Lehranstalten entfällt, insoferne nämlich auf eine andere Weise für ärztliche Hilfsorgane, welche in den verschiedenen Verhältnissen des Lebens und der Gesellschaft als unentbehrlich erscheinen, gesorgt wird.

Was die Benützung des für den Unterricht reichlich gebotenen Materiales anbelangt, so kamen beiläufig 200 Fälle auf der medicinischen und fast ebenso viele auf der chirurgischen Klinik für durchschnittlich 40 bis 50 klinische Zuhörer zur Verwendung. Die Gebäranstalt mit über 1500 Geburten, die oculistische Abtheilung mit beiläufig 1000 Fällen, ein chirurgisches Ambulatorium mit etwa 150, ein pädiatrisches Ambulatorium

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Franz Clar: Einige Worte über ärztliche Schule und Praxis. Leykam, Graz 1864, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aerztliche_Schule_und_Praxis.djvu/10&oldid=- (Version vom 31.7.2018)