Erhebung nicht dazu dienen, daß wir uns einmüthig wappnen gegen den fremdländischen Geist, der ein Feind ist der guten, frommen Sitte der Väter? Lasset uns weiter entsagen allem Lügen-, Schein- und Phrasenwesen. Es ist der Giftsame hiezu gerade von drübenher in den letzten Jahrzehnten reichlichst ausgestreut worden, er ist üppig aufgeschossen und hat auch die deutsche Wahrheit und Redlichkeit vielfach kläglich überwuchert. Man nenne die Dinge bei dem rechten Namen; man hülle nicht das Schlechteste und Zweideutigste in das gleißende Gewand des Guten und Wahren, man brauche das Wort, die edle Gottesgabe, als den Ausdruck des wirklichen Gedankens, man verwandle es nicht in ein tönendes Erz und eine klingende Schelle! Und endlich laßt uns festhalten am deutschen Glauben; er ist kein anderer als der ächt christliche, der ächt evangelische Glaube. Gott hat unserem Volk viel gegeben; das beste und edelste Gut ist aber das Evangelium, das er ihm in seiner ganzen Tiefe, Reinheit und Herrlichkeit geschenkt. Ohne seinen Glauben hätte unser Volk so furchtbare Heimsuchungen, wie sie kaum über ein anderes Volk gekommen, nicht überstanden. Nur wurzelnd im rechten Glauben, ist es geschützt gegen Aberglauben und Unglauben, welche beide ein Volk verderben und die Volkskraft verzehren. Wahrlich die Apostel des Unglaubens, die Leugner einer ewigen Welt Gottes und des Geistes, die Leugner der göttlichen Herrlichkeit Christi und der Gültigkeit seines Wortes sind nicht die Freunde unseres Volkes. Höret nicht auf ihre Stimme, und wo der Zweifel euch noch gefangen hält, verleugnet wenigstens eines nicht, die Achtung, die heilige Scheu vor demjenigen, woran die Menschheit in diesen 1800 Jahren unter Sturm und Drang, unter Noth und Tod zum Frieden und Heile sich emporgerichtet. Je mehr ihr aus der Wahrheit seid, werdet ihr zur Wahrheit, zum vollen, seligen Lichte des Glaubens hindurchdringen.
Bewahret diese Güter euch, bewahret sie euren Familien, eurem Volke! Seid treue Haushalter über diese edlen Pfunde! Seid treu im Ganzen, treu im Einzelnen, treu für das Ganze! Gottes Wort predigt uns Treue, die Drangsal der Zeit verstärkt diese Predigt; sie mögen uns beide lehren, erfahren lassen den vollen Segen der Treue! Amen.
Adolf von Stählin: Wie Gottes Wort in der gegenwärtigen Kriegszeit uns zur Treue mahnt. C. Brügel und Sohn, Ansbach 1870, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_Wie_Gottes_Wort_in_der_gegenw%C3%A4rtigen_Kriegszeit_uns_zur_Treue_mahnt.pdf/16&oldid=- (Version vom 24.10.2016)