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Mitte der dreißiger Jare vollzogen“. S. 244 ff. fürt dann Thomasius aus, wie die evangelische Gesinnung von selbst und unmittelbar in die kirchliche überging und dass die Herausbildung zu klarem, kirchlich-lutherischem Bewusstsein für die Meisten von der Mitte der dreißiger Jare bis in die Anfänge der vierziger fiel. In der Tat war, als Löhe auftrat, die Hauptarbeit getan; der Rationalismus war überwunden; seine Vertreter aus der älteren Zeit nahmen keine aggressive Stellung mehr ein; den wilden Wassern des Jares 1848 gegenüber stand die protestantische Geistlichkeit wie ein Mann zusammen (Thomasius a. a. O. S. 300); Karl Ludwig Roth, der Lehrer Harleß’ und Löhes, sagt in der Erinnerung an seinen Bruder, den Präsidenten Friedrich von Roth vom 23 Sept. 1856: „Aber das erkannte er, dass es seine Aufgabe sei, dafür zu sorgen, dass ein anderes wissenschaftliches und gläubiges Geschlecht von Geistlichen nachwüchse; und ungeachtet seine eigentümliche amtliche Stellung ihm keinen unmittelbaren Einfluss auf Schule und Universität zuließ, ist ihm und gleichgesinnten Freunden, unter denen Niethammer ihm am nächsten stand, dieses in der Weise gelungen, dass das geistliche Amt kaum anderswo mit solcher Redlichkeit und Treue gepflegt wird, als in der bayerischen protestantischen Kirche (Kleine Schriften II, S. 360 ff.).“ Wenn Löhe am 7. April 1849 an die Fakultät in Erlangen schrieb, „dass Irrlehrer genug in Amt und Würde stehen, auch in Dekanaten und Ämtern, werden Sie nicht leugnen“, so war dies unfraglich eine vom Eifer eingegebene Übertreibung. Und jedenfalls war gerade dies ein Ruhm des bayerischen Kirchenregiments, dass es auch früher nicht durch gewaltsame Maßregeln, durch äußere Oktroyirungen, durch Absetzungen, sondern von Innen heraus den Rationalismus zu überwinden gesucht hat. Die bayerischen Generalsynoden hatten von Anfang einen konservativen Charakter; auf der ersten im Jare 1823 herrschte noch ein moderater, aber sehr vorsichtiger und zurückhaltender Rationalismus; schon auf der zweiten im Jare 1827 ließ sich das Wehen des neuen Geistes verspüren; vom Jare 1836 an wird die positiv-kirchliche Richtung zur übergreifenden Macht; auf der Generalsynode 1844 wurde bereits die Bildung eines kirchlichen Missionsvereins

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Adolf von Stählin: Löhe, Thomasius, Harleß. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1887, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Adolf_von_St%C3%A4hlin_-_L%C3%B6he,_Thomasius,_Harle%C3%9F.pdf/119&oldid=- (Version vom 31.7.2018)