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der edle, fromme, ruhmgekrönte Monarch, dem Deutschland jetzt als seinem Kaiser zujubelt, wenn ihm die lutherische Kirche Deutschlands aus einem Munde die Bitte vorlegt, jedes Vorgehen in Sachen der Union von ihr ferne zu halten, auch hier der Stimme des Rechtes Raum geben wird? Durch die staatliche Einigung ist es nahe gelegt, ja vernothwendigt, daß die einzelnen, zunächst die lutherischen Landeskirchen einander näher rücken, obwohl wir für jetzt keine rechte Vorstellung haben, wie sie durch ein organisches Band vereinigt werden können. Aber auch zwischen den lutherischen und unirten Kirchen, vor allem der unirten Kirche Preußen’s, wird es von jetzt mehr Berührungspunkte geben als bisher. Wo eine positive Union wirklich rite eingeführt ist, da hat die lutherische Kirche allen Grund, dieß anzuerkennen, in dem Sinne, wie dieß von Scheurl in der trefflichen Schrift: Bekenntnißkirche und Landeskirche gethan hat; aber durch äußern Zwang, durch die Hebel rein politischer und nationaler Gesichtspunkte und gar mit Hülfe und Erweckung widerkirchlicher Agitation die Union fördern wollen, heißt die Kirche verstören und ist eine Versündigung gegen ihr Grundgesetz, wornach sie ein Reich nicht von dieser Welt ist. Tritt dieser aggressive Zug der Union zurück, so ist ein Verhältniß des Friedens und beziehungsweiser Gemeinschaft zwischen den beiden Kirchen ja wohl möglich und die gegenseitige Verbitterung hat ein Ende. Wie tief wünschten dieß viele treue Lutheraner! Wie beklagen sie es, daß ihnen die Stellung des borghesischen Fechters gegen die Union fort und fort aufgenöthigt wird! Unleugbar ist ja auch, daß eine positive Union in dem Maße als lutherisches Wesen verdrängt wird, selbst in eine subjektivistische Verflüchtigung geräth und kirchlich machtlos wird gegen den Unglauben. Meint es die Union redlich mit dem positiven Christenthum und ist sie nicht völlig verblendet, so kann sie den Untergang lutherischen Kirchenwesens nicht wünschen.

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 Andererseits haben wir die feste Ueberzeugung, daß gerade wenn die lutherischen Kirchen innerhalb der bestehenden Ordnung sei es auch unter manchem Kampf ausharren so lange als nur immer