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Ursach sind.“ Besonders läßt aber die schon angezogene Antwort in das innerste Herz der Reformatoren blicken: sie klagen, daß der Gegentheil je länger je grimmiger wird, auch in diesem Jahre seien viele Leute allein von wegen der Religion, rechte, verständige, gelehrte Christen verbrannt worden, und fahren dann fort: „Gleichwohl ist die Grausamkeit so groß, und suchen die Regenten (Bischöfe) nicht, wie diesem großen, erbärmlichen Jammer recht zu helfen, daß wir groß Herzeleid von solchem Elend haben und nicht hoffen, daß die Bischöfe und des Kaisers Mönche und Theologen ziemliche Mittel zu christlicher Vergleichung vorschlägen oder hören werden.“ – – „Und dünkt uns wahrlich ein groß Wesen zu sein, daß wir die bischöfliche Auctorität, wie gemeldt ist, so sie die rechte Lehre annehmen und pflanzen wollen, zu ehren willigen und uns zu Gehorsam erbieten etc. Von der Lehre, die ein ewiger und unwandelbarer Rath Gottes ist, können wir nichts vergeben. Item daß wir nicht anfechten wollen, daß sie weltliche Hoheiten etc. und so große Güter haben, da doch gewißlich allezeit Mißbrauch nachfolget, – – es ist aber öffentlich, daß die Bischöfe nicht darauf gedenken, daß sie wollen recht regieren, sondern gedenken allein ihre Herrlichkeit und Pracht zu erhalten.“ Die Antwort endigt mit den bezeichnenden Worten: „was sollen wir aber viel davon reden; es ist doch den Bischöfen und vielen andern kein Ernst, der Kirchen zu helfen; es sind eitel Versuchungen, die sie vornehmen, das gnadenreiche Licht, das Gott aus großer Barmherzigkeit hat scheinen lassen, zu Erkenntniß des Evangelii und rechter Gottesdienst, und rechtem Trost an Gott, auszulöschen.“ So spricht man doch nicht von einer Sache, in welche man seine eigentlichen Gedanken niedergelegt hat; sondern nur von einer Sache, in der man das Aeußerste von Selbstverleugnung und Nachgiebigkeit zu leisten sich bewußt ist, um den Gegner womöglich zu gewinnen, bezüglich deren man aber gleichwohl im voraus von der Vergeblichkeit aller Bemühungen überzeugt ist. Gerade diese Bestrebungen legen mittelbar ein Zeugniß für die Richtigkeit des Verfassungsweges ab, den die Reformatoren eingeschlagen, da sie sich nach einem von der römischen Hierarchie völlig gesonderten Nothbau umsahen. Gesetzt aber sie hätten