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Project etwa den eigentlichen Verfassungsgedanken Melanchthon’s nennen, in Luther’s und der übrigen Reformatoren Sinn war er nicht. Seckendorf dankt in seiner historia lutheranismi, nachdem er die Geschichte der Wittenberger Reformation berichtet, daß die göttliche Vorsehung diese Projecte vereitelt habe. Sie waren jedenfalls ernst gemeint; man hoffte jedoch, da nichts mehr zu hoffen war, durch das ganz unvermuthete Entgegenkommen des von Osmanen und Franzosen bedrängten Kaisers auf dem Reichstag zu Speier im Jahre 1544 und durch die reformatorischen Bewegungen im Erzbisthum Köln einigermaßen ermuthigt. Die Reformationsformel unterdrückt auch ihre Bedenken nicht: „und ist wohl wahr, daß weltliche Regierung und Ueberfluß der Güter der geistlichen Regierung und den Studiis Verhinderung bringet – – arm sein ist nicht Heiligkeit; reich sein ist auch nicht Sünde, obgleich schwer ist, zugleich weltliche und geistliche Regierung zu tragen“ (Walch XVII, 1446. 1447). Von einem prinzipiellen Gegensatz gegen das l. K. ist keine Spur zu finden; man hat die Sache überhaupt wenig prinzipiell, sondern mehr vom Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit und Nützlichkeit behandelt; so sagt die Antwort der Chursächsischen Theologen auf die Hessischen Bedenken: „und so Gott eine Einigkeit gäbe und die Bischöfe wollten ihre Kirchenämter mit frommen gelehrten Leuten bestellen: so wäre es des Kostens halben nützlich, daß sie die Ordination, Visitation und Kirchengericht hielten: denn es gehet Jahres ein merkliches auf solche Werke, das sonst Pfarrer und Legaten nicht ertragen können: so sind die Fürsten sonst beladen, daß sie nicht gern viel auf Kirchen Nothdurft wenden“ (Walch XVII, 1462). Mit welchen Voraussetzungen und Erwartungen die Theologen den Verhandlungen entgegensahen, geht aus dem Schreiben hervor, mit dem sie die Formel dem Kurfürsten übersandten; hier heißt es: „und obgleich nicht zu hoffen, daß die Bischöfe und die Capitel christliche Lehre und Cärimonien zu ewigen Zeiten annehmen werden: so haben wir doch ein demüthig Erbieten gethan, und ihnen eine gelinde Reformation vorgegeben, daraus genugsam zu verstehen, daß uns nicht aufgelegt werden kann, daß wir ihnen nach ihrer Hoheit und Gütern trachten, oder der Spaltung