Seite:Adler - Die berühmten Frauen der französischen Revolution - 099.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Es gab also nur mehr einen Entschluss zu fassen für einen Minister, der ein ehrenhafter Mann war: seinen Posten zu verlassen, falls der König sich hartnäckig weigern sollte, die nötigen Massregeln für das Wohl des Königreiches ergreifen zu lassen.

Dieses einfache und reine Verhalten hätte vielleicht dem Gewissen eines schüchternen Mannes genügt, aber es handelt sich für einen aufopferungsvollen Bürger nicht nur darum, auf seinen Posten zu verzichten, wo das Gute zu tun nicht mehr möglich ist, sondern er musste es auch mit Energie aussprechen, um die öffentlichen Schäden aufzudecken, so dass selbst sein Rücktritt von Nutzen sei. Wir, Roland und ich, haben schon über die Schwäche seiner Kollegen geächzt. Wir dachten, dass es bei der Langsamkeit des Königs von grosser Wirkung sein würde, ihm einen Brief zu unterbreiten, worin die schon im Rate ausgesprochenen Gründe dargelegt, von allen Ministern unterschrieben sein würde, worin sie vom König ihre Demission verlangen, falls seine Majestät ihre Vorstellungen nicht für gut befände. Dieser Brief würde entweder den König zum Nachgeben zwingen oder ihn in den Augen von ganz Frankreich blossstellen.“ Doch jeder der Minister fand ein anderes Bedenken, so dass sich Roland auf ein eigenes Vorgehen beschränken musste. Madame Roland verfasste selbst diesen Brief an den König, sie schrieb ihn in einem Zuge nieder, wie fast alles, was Madame Roland in dieser Art verfasst hat. Denn die Notwendigkeit und Schicklichkeit einer Sache fühlen, ihre gute Wirkung erfassen, sie darzustellen wünschen, dem Gegenstand die Form geben, von der die Wirkung hervorgehen sollte, war für sie nur eine Verrichtung.

Madame Roland sagte, dass ihr viele Leute nur deshalb Verdienste zuschrieben, um die ihres Mannes herabzusetzen, auch vermuteten viele, sie habe auf die Entscheidung wichtiger Vorgänge einen grossen Einfluss genommen, was aber durchaus nicht den Tatsachen entspricht. Die Gewohnheit und der Geschmack an einem Leben des