Seite:Adler - Die berühmten Frauen der französischen Revolution - 026.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Charlotte Corday.


7. Juli 1793. Der Generalmarsch wirbelte, und auf dem riesigen, grünen Rasenteppich von Caen versammelten sich die Freiwilligen, die sich anschickten nach Paris zu ziehen, um dort einen Feldzug gegen Marat zu unternehmen. Es kamen ihrer Dreissig. Die schönen Damen, die sich ebenda mit den Abgeordneten eingefunden hatten, waren von dieser kleinen Anzahl überrascht und wenig erbaut. Ein Fräulein unter ihnen schien tieftraurig; es war dies Marie Charlotte Corday d’Armont, eine junge schöne Person, eine Republikanerin aus adeliger armer Familie, die in Caen bei ihrer Tante lebte. Pétion deutete ihre Traurigkeit ganz falsch und scherzte darüber; er wusste nicht, dass seine und seiner Genossen öffentliche Reden auf Fräulein Corday einen so grossen Eindruck gemacht hatten, dass sie in ihrem Herzen zum Schicksal wurden, das Leben oder Tod hiess. Auf dieser Wiese von Caen, die 10.000 Mann fassen kann und auf der nur Dreissig standen, hatte sie etwas gesehen, was keiner sah: das preisgegebene Vaterland! Die Männer taten so wenig; da kam ihr der Gedanke, dass es einer Frauenhand bedürfe.

Das einzige Bildnis, das von ihr existiert, ist knapp vor ihrem Tode verfertigt worden. Es zeigt eine ungemeine Sanftheit. Nichts steht weniger im Zusammenhang mit der blutigen Erinnerung, die ihr Name heraufbeschwört, als ihr Aeusseres. Es ist das Gesicht eines jungen Mädchens aus der Normandie, ein jungfräuliches Gesicht in seiner Frühlingsblüte. Sie sieht viel jünger aus als sie ist, als sonst Mädchen von 25 Jahren aussehen. In diesem tragischen Porträt scheint