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aus seinen Bildern den Grundpfeiler der Libidolehre, die Theorie der erogenen Zonen geschaffen. Besonders seine Arbeit über den „Analcharakter und Analerotik“ ist voll von gequälter und abgemarterter Phantasie. Der springende Punkt ist die relative Minderwertigkeit bestimmter Organe, das Verhalten der Umgebung zu deren Äusserungen, sowie der Gesamteindruck von beiden in der Seele des Kindes. Neurotisch disponierte Kinder werden die ihrem protestierenden Persönlichkeitsgefühl entstammenden Charakterzüge wie Trotz, gesteigertes Zärtlichkeitsbedürfnis, übertriebene Reinlichkeit, Pedanterie, Aengstlichkeit, Ehrgeiz, Neid, Rachsucht etc. mit geeigneten Äusserungen ihrer Organminderwertigkeit, insbesondere mit Kinderfehlern zu verbinden trachten, um sich eine besonders wirksame Repräsentation zu verleihen. Einer meiner psychogenen Epileptiker hatte zur Verstärkung seines männlichen Protestes ein solches „Junktim“ — eine Verschränkung — in Anwendung gebracht, indem er zumeist seinen Anfällen eine Obstipation vorausgehen liess, um bange Ahnungen bei seinen Angehörigen zu erwecken und sich so in Fällen von Herabsetzung in Erinnerung zu bringen. Gegen Ende der Säuglingszeit kann der Trotz und der kindliche Negativismus schon deutlich entwickelt sein. Eine Verbindung derselben mit Stuhl-, Urin- und Essanomalien ergibt dann die verstärkte Resonanz. „Das Kind, das sich weigert, seinen Stuhl abzusetzen“, bezieht seinen Lusterwerb nicht aus einer Reizung des Afters durch zurückgehaltene Kotmassen, sondern aus seinem befriedigten Trotz, der sich dieses unhonorigen Mittels bedient, kann aber bis in spätere Jahre, bis zur Heilung von seinem Trotz den Afterempfindungen die Lustqualität andichten. Von einer Mutter eines nahezu 2jährigen Mädchens, das noch an Bettnässen litt, und die Zeichen des verstärkten Trotzes, negativistische und überaus selbständige Züge zeigte, vernahm ich als oftmals beobachtete Tatsache, dass das aus dem Schlafe geweckte Kind noch schlaftrunken seine Notdurft verrichtete, wenn es aber vollständig erwacht war, dies verweigerte. Erwachte es gegen Ende seiner Verrichtung gänzlich, so warf es den Topf um und heulte längere Zeit aus Wut über die Überrumpelung; blieb es schlaftrunken, so schlief es dann ruhig weiter. So lässt sich in allen Fällen zeigen, dass das Eigengefühl des Kindes in der frühesten Zeit sich in einem offenen und latenten Gegensatz zur Umgebung befindet, dass es kämpfend und erobernd im weitesten Sinne auftritt, bis es schliesslich alle diese aggressiven Regungen (S. der „Aggressionstrieb im Leben und in der Neurose, Fortschritte der Medizin, Leipzig 1908) einheitlich summiert, sie zum männlichen Protest ausgestaltet und diesen in Gegensatz stellt zu den Regungen der Weichheit, der Unterwerfung und der Schwäche, sowie zu den Erscheinungen der Minderwertigkeit, welche es insgesamt als weibliche Symptome empfindet und bekämpft. Nur dass zuweilen Verschränkungen zustande kommen, bei denen der männliche Protest weibliche Symptome unterstreicht, um sie für sich zum Schreckpopanz zu verwerten, oder dass er weibliche Symptome trotzig fixiert und so hermaphroditischen Bildungen Eingang verschafft, die gleichwohl in der Richtung des männlichen Protestes wirken. Z. B. Tränen, Krankheit, Simulation und Übertreibung, Kinderfehler. Die übergeordnete Leitlinie: ich will ein Mann sein, — zieht dann alle brauchbaren körperlichen Symptome in ihren Bereich, unter diesen vor allen die Minderwertigkeitserscheinungen,

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Alfred Adler: Über den nervösen Charakter. J.F. Bergmann, Wiesbaden 1912, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AdlerNervoes1912.djvu/90&oldid=- (Version vom 31.7.2018)