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ihn die Eitelkeit, der Stolz, die Selbstbewunderung in manchen Fällen zum gleichen Ziele leiten, wie er zuweilen, nach Art eines Kunstgriffes sich bescheiden, einfach und nachlässig im Wesen und in der Kleidung geberdet. Zumeist wird der Spiegel, das Äussere und die körperliche Haltung mit grosser Aufmerksamkeit bedacht sein. Häufig findet man fetischistische Züge, deren wesentliche konstruktive Grundlage Versuche darstellen, auf Umwegen die Manngleichheit zu erweisen, demnach das Gefühl einer Verkürztheit auszugleichen. Die Literatur hat uns in den Memoiren der Baschkirzewa und der Helene Rakowiza Darstellungen aller dieser Versuche des männlichen Protestes in meist verfeinerten Formen bescheert.

Interessante Belege boten mir zu einer Zeit, als ich mit meinen Aufstellungen über den Zweifel an der künftigen Geschlechtsrolle des nervösen Kindes und dem daraus notwendig erwachsenden männlichen Protest längst im Klaren war, eine Reihe von Analysen, die reiner als andere Fälle diese merkwürdigen Eindrücke aus ihrer Kindheit in ihrem Gedächtnis aufbewahrt hatten. Einige davon erinnerten sich ganz deutlich bis zum 12. oder 14. Jahr einen Zweifel verspürt zu haben, ob sie männlich oder weiblich seien. Es dürfte kein Zufall sein, dass diese Patienten männlichen Geschlechts waren. Zuweilen tauchte der Gedanke auf, ob sie nicht Zwitter wären, so dass ich in anderen Fällen, wo der Gedanke an Hermaphroditen sich deutlich und aufdringlich in der Erinnerung der Patienten vorfand, übrigens spontan vorgebracht wurde, darin einen letzten Ausdruck des Zweifels am eigenen Geschlecht anzunehmen geneigt bin. Auch in der Literatur bin ich häufig in den Krankengeschichten von Nervösen und Psychotikern auf diese bedeutsame Spur gestossen, ohne dass den Autoren die fundamentale Bedeutung dieses Zweifels an der Geschlechtsrolle klar geworden wäre. Meschede hat einen prägnanten Fall von Fragezwang, Freud einen von Dementia nach der Schreberschen Biographie geschildert. Ob dieses Interesse des Patienten mit Abbildungen auf Plakaten, im Lexikon, mit Lektüre, mit Schaustellungen oder Vorkommnissen erklärt wurde, liess ich gleicherweise unbeachtet, als die wissenschaftliche Interpretation, die ihr Interesse auf männliche Perioden, männliches Klimakterium, auf Untersuchungen des männlichen und weiblichen Anteils im Individuum oder Sonstiges zu konzentrieren schien. Für mich war der bleibende Eindruck massgebend, der sich in einer offensichtlichen Unterstreichung der Beziehung und der Aufeinanderbeziehung von Männlich-Weiblich geltend machte. Ich habe mir in den letzten Jahren meiner Arbeiten, seit ich diesen Grundphänomenen der Neurose auf die Spur gekommen bin, öfters die Frage vorgelegt, ob nicht auch in meiner eigenen kindlichen Entwickelung ein ähnlicher Zweifel vorgeherrscht habe, trotzdem mich das hermaphroditische Problem nur als Kritiker, also scheinbar sekundär und auffallend spät gereizt hat. Auch meine Leugnung des biologischen Hermaphroditismus als Ursache der Neurose (Flies) würde ich als Gegenargument geltend machen, wenn ich nicht mit der Tatsache vertraut wäre, dass auch die Negation oft der Ausgang eines alten, unbewusst gewordenen Interesses ist. Immerhin zeigt mir meine Weltanschauung, dass ich einer alten kindlichen Gegensätzlichkeit in mir sehr wohl Herr geworden sein muss, ohne dass ein übertriebener männlicher Protest erwachsen wäre. Denn ich habe im Leben wie in der Wissenschaft nach einer anfänglichen Überschätzung eines abstrakten

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Alfred Adler: Über den nervösen Charakter. J.F. Bergmann, Wiesbaden 1912, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:AdlerNervoes1912.djvu/125&oldid=- (Version vom 31.7.2018)