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Es ist vielleicht nicht ganz ausgeschlossen, den Einfluß der Bewegung eines Moleküles auf die Schwingungen seiner Elektronen durch Beobachtung an Kanalstrahlen zu untersuchen. Da hier (vgl. § 14) die Lichtemission durch bewegte Teilchen geschieht, so müßte bei Beobachtung senkrecht zu Bewegungsrichtung, wobei der Doppler-Effekt fortfällt, die von Einstein behauptete Vergrößerung der Schwingungsdauer zur Geltung kommen; freilich ist der Effekt von zweiter Ordnung.

H. Minkowski[1] hat die mathematische Darstellung der Relativitätstheorie übersichtlicher gestaltet, indem er die Zeit als vierte Koordinate auftrug, und eine vierdimensionale Vektorrechnung entwickelte. Wir geben auf diese vierdimensionale Formulierung der Theorie nicht ein, sondern verweisen den Leser auf die Darstellung von M. Laue[2].

Der schwache Punkt der Relativitätstheorie ist offenbar das zweite Postulat der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Es wäre denkbar, daß die Bewegung, oder auch andere Zustandsgrößen den Wert der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum beeinflussen. In der Tat hat Einstein selbst später eine Abhängigkeit der Lichtgeschwindigkeit vom Schwerepotential angenommen (vgl. § 51).

In Hinblick hierauf werden wir im folgenden, um auch Systeme verschiedenen Schwerepotentiales miteinander vergleichen zu können, das zweite Postulat Einsteins nicht annehmen, sondern zulassen, daß die Lichtgeschwindigkeit in und verschiedene, wenn auch konstante Werte besitze. Da in die Transformationsformeln (243—243c) die Zeiten und nur in den Verbindungen

(246c)

eingehen, so lassen sich die mathematischen Betrachtungen, welche die Grundlage der Relativitätstheorie bilden, auch dann durchführen, wenn nicht gleich ist.



  1. H. Minkowski, Raum und Zeit. Lpz. 1909.
  2. M. Laue, Das Relativitätsprinzip. 2te Aufl. Braunschweig 1913.