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prüfen, indem man einerseits die Massenbilanz, andererseits die Energiebilanz der Transformation aufstellte. Bei der Massenbilanz wäre das Atomgewicht des ursprünglichen Radioelementes, und die Atomgewichte des Endproduktes sowie der entwichenen He-Atome in Rechnung zu stellen. Dem so berechneten Massenverlust müßte, nach (132f), der Energieverlust entsprechen, der zum Teil als Energie der emittierten - und -Strahlen und als kinetische Energie der entwichenen -Strahlen, zum Teil als entwickelte Wärme zu buchen wäre. Bisher sind indessen die betreffenden Größen nicht so genau bekannt, daß man diese Bilanz mit der erforderlichen Genauigkeit aufstellen könnte. Auch ist zu bedenken, daß die Gewichte mit der Wage gemessen werden, und daß sich daher eine solche Prüfung der Relation (132f) nicht sowohl auf die Trägheit, als vielmehr auf die Schwere der Energie (§ 51) beziehen würde.

Würde die gleichförmige translatorische Bewegung eines Ladungssystems drehende oder sonstige innere Kräfte hervorrufen, so könnte diese Bewegung von einem mitbewegten Beobachter festgestellt werden. Das wäre nicht mit dem später zu erörternden Prinzip der Relativität verträglich. Wie wir soeben gesehen haben, schließt der Satz von dem Impulse des Energiestromes, wenn er als allgemein gültig angenommen wird, die Existenz solcher Kräfte aus, und befindet sich also im Einklang mit dem Relativitätsprinzip.

Doch kann man den Satz von dem Impulse des Energiestromes nicht aus dem Relativitätsprinzip ableiten. Das geht z. B. aus der Minkowskischen Elektrodynamik bewegter Körper hervor, in welcher für Impuls und Energiestrom Ansätze gemacht werden, welche, obwohl sie dem Relativitätsprinzip genügen, nicht jenem Satze entsprechen. Ich habe es daher vorgezogen, die Sätze von dem Impulse des Energiestromes und von der Trägheit der Energie unabhängig vom Relativitätsprinzip aufzustellen, als naheliegende Verallgemeinerung von Beziehungen, welche nach der Lorentzschen Elektrodynamik für Lichtwellen im Vakuum gelten. Es wird unsere Aufgabe sein, zu zeigen, daß die postulierte Beziehung zwischen Impuls