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diejenige Kräuter zu suchen, welche die Alten meistentheils sehr unrichtig beschrieben hatten, war selbst gegenwärtig, und sah denjenigen Körper sehr nahe, den man einer Zauberey nach dem Tode (Magiæ posthumæ) angeklagt hatte. Er sah auch alle Mittel, die man angewendet zu verhindern, damit der Teufel dieses Körpers sich nicht mehr bedienen könnte, die Lebendigen in Angst und Schrecken zu setzen. [1] Die Umstände dieses Zufalls befinden sich in dem Buche, welches den Titel führet: Voyage au Levant par Mr. Tournefort. Und weil es nach Art und Weise der Briefen geschrieben ist, so steht gemeldete Geschichte im 3ten Briefe.

Diese Begebenheit kann zu erkennen geben, was man von derjenigen halten soll, welche sich in Ungarn in den Dorfschaften der Haydonen jenseits der Theisse gegen Siebenbürgen im Jahre 1732. zugetragen hat. [2] Die Zauberey der Abgestorbenen (Magia posthuma) gieng damals in jenen Gegenden im Schwange. Man nannte die Todten, welche so boshaft waren, Vampyri, und glaubte, sie saugen sowohl uns Menschen als dem Viehe das Blut. [3] Und wenn ein Mensch von dem Fleische eines solchen Viehes etwas genossen hätte, er der Ordnung nach selbst auch


 Wort Brucolach kömmt von dem neuen griechischen Worte βουρχος, welches Koth heisset, und von einem andern λααχος, welches eine Grube oder Cloack anzeiget; denn man beobachtet gemeiniglich, das die Gruften, wo man dergleichen Körper beisetzet, voll Koth sind.
  1. e) Dieses trug sich den ersten Jenner 1701. in der Insul Micon zu. Der Abt Calmet erzählet diese Geschichte in seinen oben angeführten Buche 32. Cap. auf die nemliche weise, wie wir sie von Tournefort empfangen haben.
  2. f) Mehrere dergleichen Geschichten findet man ausgezeichnet in einem holländischen Kritiker, der uns unter dem französische Namen Le Glaneur im Jahre 1732. ist bekannt worden. Noch andere liest man in den sogenannten jüdischen Sendschreiben 1738, und in des Abten Calmet angezeigten Buche Cap. 8.
  3. g) Vampyr, oder auch Upyr ist ein schlavonisches Wort, und heißt ein Blutsauger.
Empfohlene Zitierweise:
Gerard van Swieten: Vampyrismus von Herrn Baron Gerhard van Swieten verfasset, aus dem Französischen ins Deutsche übersetzet, und als ein Anhang der Abhandlung des Daseyns der Gespenster beigerücket. In: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus (Andreas Ulrich Mayer), Augsburg 1768, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/186&oldid=- (Version vom 31.7.2018)