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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

Endlich nach vieler Mühe werden die Lebensgeister durch starke Geister ermuntert; Gilbert kömmt zu sich, er zittert aber noch vor Furcht, und Schrecken, die er ausgestanden, welche ihm auch eine lange und schwere Krankheit zugezogen. Und wer ware der weisse Geist? Ein Hemd, das um abzudrücknen an einer Stange hieng, und von dem Wind bald fürwärts, bald zurück gewähet wurde, und dieser Geist oder vielmehr die Furcht von demselben hat Gilbert so viele Uebel zugezogen. Schreckliche Wirkung einer Leidenschaft, die über Undinge entstehet, die doch nicht vorhanden sind, und die in dem Körper eine solche Niederlag anrichtet! Noch mehrere Uebeln prediget uns die Erfahrniß. Sie zeiget uns Kinder, die vor einem eingebildeten Gespenst in die Frais gefallen, Erwachsene, denen die Furcht und der Schrecken vor einem Geist die hinfallende Krankheit zuwegen bracht, andere, welchen diese Leidenschaften das Leben beraubet, und einige, die graue Haare davon getragen. So heftig wüthen diese Leidenschaften in die Natur und unsern Körper. Der gelehrte hamburgische Arzt Hr. Dr. Unzer beschreibet ihren Wuth in dem 97. Stücke seiner angenehmen Wochenschrift: Bei dem Schrecken, saget er, druckt sich der verworrne Zustand des Gemüths mit aller der Heftigkeit in den Bewegungen unsers Körpers aus, womit die Seele selbst, wie von einem Donner darnieder geschlagen wird. Das Herz wird gejaget wie ein schüchternes Reh, und seine Pulsen beben in allen Adern, daß jedes Glied am Körper erzittert. Das Athemholen unterbricht sich in seiner Beschleunigung. Die Brust scheinet bald ihre Verrichtung zu vergessen, bald sich in tiefen Seufzen wieder zu erholen, um ihre Wallungen zu verdoppeln. Ein kalter Schauer treibt mit dem Blute das Feuer des Lebens nach den innwendigen Theilen. Das Gesicht erblasset, und die ganze Haut des Körpers wird zusammen gezogen. Die Glieder erkalten, und ihre Kräften scheinen sich

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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/168&oldid=- (Version vom 4.8.2020)