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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

Seele mit fürchterlichen Gespenstern und Schreckbildern, Hexen und Abentheuern anzufüllen, und selbe durch fleißige Wederhollung tief in die Seele einzuprägen. Man findet auch den Nutzen, und gemeiniglich ist das erste Spiel, welches die herumzablende Kinder anfangen, ein Aufzug von einer Gespenster-Historie, da eines das andere mit einem über das Gesichte herabhangenden Tuch erschrecken, und ein Furcht vor sich einjagen will. Die Thorheit der beisitzenden Eltern muß bei den Kindern ihre Gestalte verliehren, und zur Weisheit werden. Die sorgfältige Mutter lobet die sinnreiche Erfindung der Kinder, und der ganze Auftritt wird endlich von ihr mit Erzählung einer neuen Geister-Historie von dem bezauberten Schlosse, oder mit der Geschichte des ewigen Juden beschlossen. Will das Kind nicht in dem Zimmer bleiben, so wird der schwarze Mann zur Schildwach aussen hingestellet. Die alljährliche Auftritte der Nicolausdiener, und des sogenannten Klaubauf, der den Bauch aufschneidenden Lucia und andere Bräuche bestärken noch fester die Geister-Begriffe, die wegen dem Eindruck, die unsere Seele von diesen mit der ersten Kindheit erhalten, ohnehin schon sehr tiefe Wurzeln geschlagen haben. Diese Begriffe, die unsere Einbildung beleben, begleiten uns wie die Schatten durch unser ganzes Leben hindurch, und sie sind die Ursache, daß man Geister siehet, da keine sind. Man will nicht an einem, einsamen Orte schlafen, oder ohne Gesellschaft in einem abgelegenen Zimmer seyn. Bei jedem Geräusche entstehet von der Einbildung der irrige Gedanke: es ist ein Gespenst. Wer einen Begriff von dem Vermögen der Einbildung hat, wird dieses nicht in Zweifel ziehen. Junker der berühmte Arzt erzählet, daß eine Schwester sich allezeit erbrechen mußte, so oft sie das Sterblied ihres Bruders singen hörte. Die Einbildung thut auch zu unserm Schaden die Vorurtheile erregen, die wir in der Jugend eingesogen, oder sonst aufgeklaubet

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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/152&oldid=- (Version vom 4.8.2020)