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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

Thurm gehenket habe. Als nun bey Gelegenheit des Donnerwetters der Wind sehr zu wehen anfing, machte er diese leichte Beinkleider von der Stange los, und führte sie lange in der Luft herum, bis sie bey Nachlassung des Windes von sich selbsten auf die Erde gefallen. Es war noch ein Glück, daß die Hose sich in kein unbekanntes Ort, wo man sie nicht hätte finden können, verfallen hat, sonst hätte die Hose für allzeit ein Gespenst oder eine Hexe seyn müssen, und der Maurer hätte sie nimmermehr erlösen können.

Ich wurde meinen Leser gar zu sehr müde machen, wenn ich noch ein paar Dutzend dergleichen lächerliche Gespenster-Erscheinungen anführen wollte, mit den ich wohl (ohne meinen Kramladen dadurch auszuleeren) aufwarten könnte. Jedoch zween Zufälle von diesem Schrot und Korn kann ich unmöglich umgehen, daß ich sie nicht wenigsten ganz leise berühre. Einer hat sich vor ungefähr einem Jahre in Landshut mit einer Kellerinn, die einen Geist sollte erlöset haben, zugetragen. Der andere hat sich in Freysing erst vor etlich Monaten ereignet, wo sich ein geldsüchtiger Schatzgräber von einem jungen Mägdlein zum besten hat haben lassen. Beide Begebenheiten haben sehr viel lächerliches in sich. Trägt wer ein Verlangen zum lachen, wird es ihm nicht schwer fallen, den gründlichen Verlauf derselben von so kurzer Zeit her ganz leicht einzuholen. Ich aber, weil ich mich ersehe, daß ungeacht ich nicht im Sinne hatte, einen Gespenster-Roman zu bilden, meine ausschweifende Feder doch zu weit in das Geisterreich sich hineingelassen habe, will die wahrhafte Umstände dieser zwo Begebenheiten aus gewissen Ursachen gar mit Stillschweigen umgehen. Ich will dadurch einiger Personen Ehre, die sich dabey lächerlich[WS 1] gemacht, verschonen. Ich will den guten Namen derjenigen retten, die das Volk Israel regieren helfen, denen ich alle

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: lächertich
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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/147&oldid=- (Version vom 4.8.2020)