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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

Lehrgebäude befestiget. l)[1] Kaiser Joseph dem Ersten glorwürdigsten Angedenkens wurden von den Gelehrten die vampyrischen Geschichten und die Wirkungen dieser Geister durch den Astralgeist ll)[2] erkläret, und diesem alle Schuld beigemessen. Bis endlich die Klugheit und Weisheit der großmächtigsten weisesten und unüberwindlichsten

  1. l) Das Baarrecht, oder jus feretri, kann auch denjenigen Stücken beigezählet werden, welche der alte Aberglaub erfunden, und die heutige geschliffene Zeiten verwerfen, wenn auch immer Delrio L. V. Sect. 11. Dieses Blutfließen für etwas Wunderbares, und Kircherus de Magnetismo mundi L. III. Part. 7. c. 16. selbes aus natürlichen Ursachen erklären will.
  2. ll) Ist eine Benennung des mittlern Theils des Menschen, da einige glaubten, der Mensch bestehe aus drey wesentlichen Theilen, der Seele, dem Geist und dem Leibe. Aurelius, Friedericus, Theophrastus, Bombastus ab Hohenheim haben diesen Geist erschaffen, und nach ihrer Meinung bestunde der Astralgeist aus Feuer und Luft, und ob er zwar nicht unvergänglich, so ware er doch von längerer Dauer als der Körper, weil er aus feinern Elementen gebildet war. Nach der Trennung aber der Seele von dem Leibe erschiene er gemeiniglich an den Orten, wo der Mensch sich sonst aufzuhalten pflegte, deßwegen auch die Vampyrn meistentheils ihre Anverwandte und Bekannte beängstigten. Man siehet wohl, daß des Theophrastes Kopf ein Chaos seltsamer Hypothesen ware, dessen ungeachtet ist dieser Großprahler noch der Abgott der armen Goldmacher, welche ihm alle nachfolgen, und bei welchen ich glaube, daß sein Weissagung, die Heinrich Ziegler in seinem Schauplatz der Zeit fol. 1168. aufgezeichnet hat, vollkommen eingetrofen habe. Weil sie viel lächerliches in sich enthält, will ich selbe beirücken. Sie lautet also: Das sollt ihr wissen ihr Herren Medici, das geringste Haar meines Kopfes weis mehr als ihr, und alle eure Authores. Meine Schuhriemen sind gelehrter denn euer Gallenus und Avicenna, und mein Barte hat mehr erfahren als eure Akademien. Ja ich will die Stunde noch selbst erleben, daß ihr mir, und ich nicht euch werde folgen müssen. Alle ihr Araber, Griechen, Lateiner, Franzosen, Italiäner, Deutschen und Pohlen, alle sage ich werdet mir nachfolgen müssen. Ich werde ein Monarch unter euch seyn, mir wird die Herrschaft allein bleiben, und ich will eure Lenden gürten. Allein der Tod ließ ihm dieses Vergnügen nicht erleben, denn dieser eingebildete Monarche, ob er sich schon rühmte durch seine Elexier Mathusalems Alter zu erreichen, und hernach zuzusehen, ob es ihm beliebte zu sterben, hat sich schon in seinem 47. Jahre zu Tode gesoffen, und ist in einer Schenke gestorben. Sein Grabmaal hab ich in Salzburg gesehen, da sich die Innschrift desselben schon in mehrern Büchern befindet, will ich selber hier keinen Platz einräumen.
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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/122&oldid=- (Version vom 14.2.2021)