Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus | |
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von den ihrigen zu unterscheiden, dieses Merkmaal finden wirst, daß sie in einem blutigen Bettuch eingehüllet sind, diese sollst du in dem Nonnenkloster des H. Dominicus unter der großen Lampen begraben lassen, alsdann wird dieses Schloß von mir weiter keine Unruhe verspüren. Jene aber wird fortfahren zu rasen, indem sie an diesem Orte ihr Gericht erwarten muß; thue was ich dir sage, sonst kommst du selbst in Unruhe. Da sie kaum ausgeredet hatte, schlug die Uhr Zwölfe, und sie verschwand vor des Mönchs Augen, worauf sein tief eingeschlafener Mitbruder auch wieder erwachte. g)[1] Sie wüßten beide nicht, wie ihnen geschehen war, und hatten sehr vonnöthen, ihr Herz wieder mit etwas Wein zu erquicken, sonderlich sehnte sich der Wachende nach diesem ausgestandenen Sturm nach der Ruhe. Damit er nun des folgenden Tages ordentlich in der Sache verfahren möchte, meldete er zwar dem Eigenthumsherrn des Schlosses, welcher sich eine halbe Stunde davon auf einem Landgute aufhielte, was er die vorige Nacht gesehen habe, wollte aber die vornehmsten Umstände nicht eher entdecken, bis er in dem angezeigten Brunnen hätte nachsuchen lassen, da dieses geschahe, fande er alles auf die Art, wie es von dem Geist war berichtet worden; die Knoche und der Hirnschedel
- ↑ g)Um eilf Uhr ließ er vor Schrecken das Buch und Weihkessel aus den Händen fallen, das Geräusch und der heftige Wirbelwind bei Verschwindung des ersten Geistes mag ihn auch nicht wenig erschrecket haben, und ehe die Rede des zweyten Geistes anfienge, giebt er seinem Mitbruder den Feuerzeug. Kaum aber ist diese kurze Rede vollendet, wachet er auf. Ich möchte doch wissen, wie ihm bei so großer Furcht ein Schlaf habe zugehen können, und wie ihn sein Mitgefährt bei diesen Umständen habe schlafen lassen können, ich hätte es nicht gethan. Wachen hätte er mir müssen, und weil ich mit dem Geiste geredet hatte, hätte er für dessen Erlösung bethen müssen.
Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/112&oldid=- (Version vom 14.2.2021)