Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus | |
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welche der gelehrte P. Ludovicus hat. Daß nämlich in Beschreibung der Begebenheiten, welche uns diese Bücher vorstellen, bei den Verfassern mehr ihre Neigung, als die Wahrheit die Feder geführet habe, und selbe öfters schreiben, nicht was geschehen, sondern was sie wollten, daß geschehen seye, und daß es Leute gegeben habe, die sich ein Verdienst daraus gemacht, wenn sie für die Religion Lügen erdichten könnten, welches theils gefährlich ist, weil die Wahrheit durch die Unwahrheit unterdrücket wird, theils gar nicht nothwendig ist, weil wir zur Nahrung unserer Andacht genugsame Wahrheiten haben und die erdichtete Geschichten nur wie die zaghaften und unbrauchbaren Soldaten mehr zur Last als Hilfe sind. bb)[1]
Wenn das Alterthum und die Übereinstimmung der Begriffe der Völker ein hinreichender Beweis für die Wirklichkeit einer Sache feyn könnten; so wäre nichts gewißers, als daß es
- ↑ bb) Praeter pauca quaedam multa sunt multis commentis faedata; dum, qui scribit, adfectui suo indulsit, & non quae acta fuêre, sed quae Divum egisse vellet, exponit, ut vitam dictet animus scribentis, non veritas. Fuêre qui magnae pietatis loco ducerent mendaciola pro Religione confingere, quod periculosum est, ne veris adimatur fides propter falsa, & minime necessarium, quoniam pro pietate nostra tam multa sunt vera, & falsa tanquam ignavi milites & inutiles oneri sunt magis quam auxilio.
scriptas, quam à Christianis vitas Sanctorum, longeque incorruptius & integrius Suetonium res Caesarum exposuisse, quam exposuerint Catholici res Martyrum.
Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/088&oldid=- (Version vom 12.12.2020)