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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus

seye, und die Seele ihren Körper nicht belebet, so muß einem jeden von selbst der große Unterscheid in die Augen leuchten, und wird ein jeder leicht einsehen, daß die nach der Auferstehung des HErrn aus ihren Gräbern hervortrettende, und erscheinende Heilige keine Zeugen des Daseyns der Geister und Gespenster seyn können.

Der letzte Beweis, welchen die Gespensterfreunde aufbringen, und welcher die Vernichter derenselben einer unverschämten Eigensinnigkeit überführen soll, ist aus den dreyen HH. Evangelisten entnommen. Mathäus c 14. saget, daß die Jünger geruffen: Es ist ein Gespenst. Und bei Marcus c. 6. v. 49. stehet geschrieben: sie meinten, es ware ein Gespenst, und schrien. Welche Rede unwiedertreiblich zu verstehen giebt, daß es Gespenster gebe: denn wenn man spricht: Er meinet er sehe einen Wolf, oder höre ihn im rauschenden Gebüsche, fehlt aber, und hat sich statt des Wolfs ein Schaf in dem Gebüsche versteckt gehabt: der versteht und bekräftiget hierbei ohne allen Zweifel, daß man in den Wäldern auch Wölfe finde. Eben jenes saget auch Lucas von den Jüngern mit den klaren Worten sie meinten, sie sahen einen Geist. Der HErr hat zwar seinen Jüngern diesen Irrwahn benommen, da er sie versicherte, daß sie ihn und keinen Geist oder Gespenst vor Augen hätten, doch aber mit einem solchen Beweis, der zugleich bestättigte, daß jemal Geister oder Gespenster wirklich erschienen seyn: denn er sagte: der Geist hat kein Fleisch und keine Beiner, wie ihr sehet, daß ich habe.

Dieses ist nun der starke Beweis, welchen uns unsere Gegner aus der heiligen Schritt zu guter Letzte entgegen werfen. Man wird uns erlauben, daß wir ihn beurtheilen, und das Gewichte seiner Stärke auf die Wagschaale legen darfen, und da wir eben dieses thun, finden wir, daß der ganze Beweis viel zu leicht seye, um in diesem Streite den Ausschlag

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Andreas Ulrich Mayer, Gerard van Swieten: Abhandlung des Daseyns der Gespenster, nebst einem Anhange vom Vampyrismus. , Augsburg 1768, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Abhandlung_des_Daseyns_der_Gespenster.djvu/036&oldid=- (Version vom 23.2.2020)